Zusammenfassung
Wie wir gesehen haben, läßt sich die Wechselwirkung einer ebenen elektromagnetischen Welle mit einem Teilchen, dessen Dimensionen größer sind als die Wellenlänge, durch die Begriffe Reflexion, Brechung und Beugung beschreiben, solange keine Absorption eintritt. Die Winkelverteilung der Strahlungsdichte ist prinzipiell berechenbar und ist keineswegs isotrop. Erst beim Zusammenwirken zahlreicher, dicht gepackter Teilchen (Kristallpulver) kann man in günstigen Fällen eine angenähert isotrope Winkelverteilung beobachten (Lambertsches Cosinusgesetz), die als „diffuse Reflexion“ bezeichnet wurde. Wird die Dimension eines Teilchens mit der Wellenlänge vergleichbar oder gar kleiner als λ, so kann man die Intensitätsanteile von Reflexion, Brechung und Beugung nicht mehr voneinander trennen, man spricht dann von Streuung. Auch die Winkelverteilung der Strahlungsdichte bei der Streuung an einem einzelnen Teilchen ist keineswegs isotrop, sie hängt von Größe, Gestalt und Polarisierbarkeit des Teilchens und von der Beobachtungsrichtung ab. Diese sog. Einfachstreuung entspricht also der Reflexion, Beugung und Brechung eines Strahlenbündels an einem einzelnen Teilchen, dessen Dimensionen sehr viel größer sind als λ. Da man in diesem Fall kein einzelnes Teilchen untersuchen kann, sondern stets eine große Zahl von Teilchen (Gase, Aerosole, Kolloidteilchen in Lösung) vor sich hat, muß man die Voraussetzung machen, daß zwischen den Phasen der von den einzelnen Teilchen gestreuten Wellen keine feste Beziehung besteht, so daß auch keine Interferenzen auftreten können. Dies ist dann der Fall, wenn es sich um völlig ungeordnete, nicht lokalisierte Teilchen handelt, die genügend weit voneinander entfernt sind. Man kann abschätzen, daß ein mittlerer gegenseitiger Abstand vom doppelten Durchmesser der Teilchen bereits genügt, damit sie unabhängig voneinander streuen68.
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Literatur
Ein dichter Nebel aus Wassertröpfchen von 1 mm Durchmesser enthält nur etwa ein Teilchen je cm3, d. h. in der Regel sind die Teilchen durch weit größere Abstände voneinander getrennt.
Man unterscheidet zwischen scheinbarer oder auch konservativer und wahrer Absorption. Die Streuung der Teilchen täuscht eine Absorption der Strahlung in Richtung des austretenden Bündels vor.
Vgl. die zusammenfassenden Darstellungen: Van de Hulst, H. C.: Light scattering by small particles. New York: John Wiley & Sons 1957. — Stuart, H. A.: Molekülstruktur, 3. Aufl. Berlin-Heidelberg-New York: Springer 1967. — Edsall, J. T., and W. B. Dandliker: Light scattering in solutions. Fortschr. Chem. Forsch. 2, 1(1951). — Oster,G.: The scattering of light and its applications to chemistry. Chem. Rev. 43, 319 (1947).
Rayleigh, J. W.: Phil. Mag. 12, 81 (1881); 47, 375 (1899).
Wir lassen im folgenden f, die Zahl der virtuellen Oszillatoren, der Einfachheit halber weg.
Man denke sich die Figur um die z-Achse rotierend.
Vgl. z. B. Joos, G.: Lehrbuch der theoretischen Physik. Leipzig: Akad. Verlagsges. 11. Aufl. (1959).
Man denke sich Abb. 32 b um die y-Achse rotierend.
Debye, P.: J. Phys. Coll. Chem. 51, 18 (1947). Im reinen Lösungsmittel löschen sich die an den eng gepackten Molekeln gestreuten Wellen weitgehend durch Interferenz gegenseitig aus. Die restliche geringe Streustrahlung, die man von der der Lösung abziehen muß, beruht auf Dichteschwankungen des Lösungsmittels infolge der Temperaturbewegung der Molekeln.
Bei Kohärenz der Wellen muß man die Amplituden, nicht die Intensitäten, addieren.
Rayleigh, J. W.: Proc. Roy. Soc. London A 90, 219 (1914). Gl. (37) wurde auch mit den Ergebnissen der strengen Mieschen Theorie verglichen, wobei sich ergab, daß für genügend kleine Teilchen (z. B. 2nr/1= 1 und m = 1,3) die Abweichungen gering waren.
Debye, P.: J. Phys. Coll. Chem. 51, 18 (1947).
Vgl. z. B. Debye, P.: J. Appl. Phys. 15, 338 (1944); Kuhn, W.: Helv. Chim Acta 29, 432 (1946); — Neugebauer, F.: Ann. Physik 42, 509 (1943); — Debye,P., and E. W. Annacker: J. Coll. Sci. 5, 644 (1955) u. a.
Mie, G.: Ann. Physik 25, 377 (1908).
In dieser Näherung ist
Lowan, A. N.: Natl. Bur. Stand. Appl. Math. Ser. 4 (1948); — Blumer, H.: Z. Physik 32, 119, (1925); 38, 304, 920 (1926); — Holl, H.: Optik 2, 213 (1947); 4, 173 (1948/49).
Auch hier wird wieder vorausgesetzt, daß die Teilchen nicht „lokalisiert" sind, d. h. daß zwischen den Phasen der von verschiedenen Teilchen gestreuten Wellen keine feste Beziehung besteht.
Nach A. N. Lowan angegeben in Natl. Bur. Stand. Appl. Math. Ser. 4, (1948); — Gumprecht, R. O.,und Mitarb.: J. Opt. Soc. Am. 42, 226 (1952). Neuere Werke bei Dettmar, H. K., W. Lode, u. E. Marre: Koll. Z. 188, 28 (1963).
Blumer, H.: Z. Physik 32, 119 (1925); 38, 304, 920 (1926).
Vgl. z. B. Sinclair, D., and V. K. La Mer: Chem. Rev. 44, 245 (1949).
S' hat nach S. 81 die Dimension [cm-I, N die Dimension [cm-3], Q s , ist dimensionslos.
Edsall, I. T.,u. W. B. Danliker: Fortschr. Chem. Forsch. 2, 1 (1951); vgl. auch Sinclair, D.: J. Opt. Soc. Am. 37, 475 (1947); — La Mer, V. K.: J. Phys. Coll. Chem. 52, 65 (1948); — Jobst, G.: Ann. Physik 76, 863 (1925).
Für sehr große x geht Qs, schließlich nicht gegen 1, wie man erwarten müßte, sondern gegen 2. Das liegt daran, daß zu der geometrischen Reflexion ein gleich großer Energiebetrag an Beugung hinzukommt, der in einem so kleinen Winkelbereich gestreut wird, daß er nur bei sehr großem Abstand beobachtet werden kann. Vgl. dazu auch S. 81.
Heller, W: J. Chem. Phys. 14, 566 (1946); vgl. auch La Mer, V. K.: J. Phys. Coll. Chem. 52, 65 (1948).
Vgl. dazu Debye, P.: Ann. Physik 30, 59 (1909); — van de Hulst, H. C.: Rech. Astr. Obs. Utrecht 11, Teil 1 (1946); — Franz,W: Z. Naturforsch. 9a, 705 (1954).
Vgl. ferner Chromey, F. C.: J. Opt. Soc. Am. 50, 730 (1960); — Brockes,A.: Optik 21, 550 (1964).
Theissing, H. H.: J. Opt. Soc. Am. 40, 232 (1950).
In (42) und (1) ist I0 die einfallende Strahlungsleistung, die hier gleich 1 gesetzt ist.
b2 B 1 entspricht wieder einem StrahlungsfluB in Vorwärtsrichtung, b2F1 und f2B1 einem StrahlungsfluB in Rückwärtsrichtung.
Hartei, W.: Licht 10, 141 (1940).
Vgl. dazu auch Hamaker, H. C.: Philips Res. Rep. 2, 55 (1947); — Rozenberg, G. V.: Bull. Acad. Sci. U.S.S.R. Phys. Ser. 21,1465 (1957); — Blevin, W. R.,and W J. Brown: J. Opt. Soc. Am. 51, 129, 975 (1961).
Eine ausführliche Darstellung des Strahlungstransports gibt Chandrasekhar, S.: In: Radiative transfer. Oxford: Clarendon Press 1950; Neudruck durch Dover Publications, Inc. New York 1960.
Die Legendreschen Polynome 1-ten Grades sind gegeben durch usw.
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Kortüm, G. (1969). Einfach- und Mehrfachstreuung. In: Reflexionsspektroskopie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-29788-9_3
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