Zusammenfassung
Jeder Arzt, der medikamentöse Therapie betreibt, muß sich mit dem Thema „Arzneispezialitäten“ irgendwie auseinandersetzen und von der Art der Auseinandersetzung hängt zum großen Teil der Grad der Zweckmäßigkeit der gewählten Therapie ab. Welchen Standpunkt soll der in der Praxis stehende Arzt jener Überfülle von Heilmitteln gegenüber einnehmen, die ihm täglich in irgendeiner Weise als hervorragend angepriesen werden? Wenn man die von den Erzeugern der Arzneipräparate verschickten Prospekte, die in Fachzeitschriften enthaltenen Ankündigungen, die in kürzeren Zeitabständen erscheinenden Sammelberichte über neue Arzneimittel und Arzneispezialitäten verfolgt, so wird man, allein bei Beschränkung auf die Arzneimittelerzeugung des deutschen Sprachgebietes, jährlich auf einige Tausend „neuer“ Präparate stoßen. Sogar wenn man aus der Betrachtung jene Präparate ausschaltet, die von vornherein für einen kleineren, örtlich abgegrenzten Konsumentenkreis berechnet sind und daher nur lokales Interesse besitzen, so bleiben alljährlich immer noch einige Hundert übrig. Es ist daher verständlich und als berechtigt anzusehen, daß im allgemeinen seitens der Ärzteschaft eine ablehnende Haltung gegenüber der Arzneimittelindustrie beobachtet. wird. Es ist aber auch bekannt, daß die von dem einzelnen Arzte für seine Person oder von größeren Gruppen von Interessenten beobachteten oder gar die staatlich organisierten Abwehrmaßnahmen keinen besonderen Erfolg aufzuweisen haben. Dazu kommt, daß ein nur abweisender Standpunkt durch Ablehnung wirklich guter Neuheiten den wissenschaftlichen Fortschritt in der Therapie nachteilig beeinflussen müßte. Meines Erachtens kann der richtige, seitens der Medizin einzuschlagende Weg nur dann gefunden werden, wenn das Verständnis der Entwicklung des Arzneimittelwesens in den letzten Jahren in den Grundlagen erfaßt und die sich hiebei ergebenden Schlußfolgerungen zum Ausgangspunkte weiterer Schritte genommen werden.
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Literatur
Arzneiverordnungen, herausgegeben im Auftrage der Gemeinsamen Deutschen Arzneimittelkommission von Klemperer, Zinn, Reckzeh, Schlockow, Berlin, Urban & Schwarzenberg, 1925.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Wasicky, R. (1925). Über Arzneispezialitäten. In: Über Arzneispezialitäten. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-29639-4_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-29639-4_1
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