Zusammenfassung
Wenn heute die Histopathologie der progressiven Paralyse ein abgerundetes Kapitel der speziellen Histopathologie des Menschen darstellt, so ist dies, wie die allgemeine Pathologie zugeben muß, in erster Linie das Verdienst der Neuropathologie, deren Vertreter vorzugsweise aus den Kreisen der Neurologen und Psychiater hervorgegangen sind. Überhaupt hat ja die allgemeine Pathologie weniger zu der Erforschung der pathologischen Anatomie der Psychosen beigetragen als die Neuropathologie2, jene noch junge Disziplin der wissenschaftlichen Medizin, welche nicht zuletzt dem besonders komplizierten anatomischen Aufbau der nervösen Zentralorgane, deren moderne Erforschung an eine hoch-entwickelte spezialistische Untersuchungstechnik geknüpft ist, ihre Sonderstellung verdankt. Dieser Entwicklungsgang lag im Zuge der Zeit begründet. Unverkennbar sind die Fortschritte unserer wissenschaftlichen Erkenntnisse, die dadurch ermöglicht wurden, (laß Bau und Funktion einzelner Organe mit ungeheurem Fleiß studiert worden sind. Andererseits ist aber nicht ganz zu unrecht gerade in letzter Zeit wiederholt auf die Nachteile eines jeglichen übertriebenen Spezialistentums in der Medizin einschließlich ihrer theoretischen Disziplinen hingewiesen and zu ihrer Beseitigung entweder eine Rückkehr zum Ursprünglichen oder aber eine sich ergänzende Zusammenarbeit zweier verschiedenen Arbeitsrichtungen empfohlen und angestrebt worden. In der Tat zeigt auch das Beispiel der progressiven Paralyse, daß trotz eifrigen Forschens einige wesentliche Fragen in der Histopathologie, speziell in der Histopathogenese der progressiven Paralyse ausschließlich auf dem in den letzten Jahrzehnten vornehmlich eingeschlagenen Wege nicht gelöst worden sind und schwerlich gelöst werden können. Dies ist gerade bei der progressiven Paralyse nicht überraschend, denn nach übereinstimmender Ansicht aller maßgebenden Autoren stellt sie eine Erkrankung des Gehirns dar, welche, mehr als es bei vielen anderen Psychosen der Fall ist, den Gesamtorganismus in Mitleidenschaft zieht und hierdurch zu dem paralytischen Marasmus führt. Außerdem ist sie ja oft von einer charakteristisch lokalisierten, umschriebenen „Organerkrankung“, nämlich der Mesaortitis syphilitica begleitet.
Als Habilitationsschrift der medizinischen Fakultät der Universität Köln eingereicht.
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Volland, W. (1942). Über das „Paralyseeisen“ und die Eisenablagerungen bei Mesaortitis syphilitica unter besonderer Berücksichtigung ihrer Herkunft und Spezifität (Histopathologische und humoralpathologische Untersuchungen). In: Über das „Paralyseeisen“ und die Eisenablagerungen bei Mesaortitis syphilitica unter besonderer Berücksichtigung ihrer Herkunft und Spezifität (Histopathologische und humoralpathologische Untersuchungen). Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-29635-6_1
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