Zusammenfassung
Jeder Kliniker hat bisher in geringem Umfange, z. B. bei der Untersuchung von Urinsedimenten oder Blutbildern, Cytologie betrieben. Welche Umstände aber sind es nun, die diese Methode innerhalb der letzten Jahre so verbreitet und auf anderen Teilgebieten der Inneren Medizin zur Anwendung gebracht haben? Ohne Zweifel spielt — wie Bartelheimer meint, der Wunsch der Klinik, neben der chemischen jetzt auch die morphologische Betrachtungsweise als Basis des Handelns wieder zu intensivieren, mit eine entscheidende Rolle. Die schnelle Entwicklung der endosko-pischen und bioptischen Methoden während der letzten Jahre legt hierfür beredtes Zeugnis ab. Für nicht wenige aber wird die Cytologie erst im Zu-sammenhang mit dem Namen Papanicolaou ein Begriff geworden sein. Auf Grund der ausgedehnten und erfolgreichen Anwendung in der Gynäkologie wird es daher manchem scheinen, als greife die Cytologie von dort nun auch auf das Gebiet der Inneren Medizin über.Teilweise hängt dies mit den ersten Berichten der Nachkriegszeit aus Obersee zusammen, an Hand deren der Nichtspezialist vermuten konnte, daß die Papanicolaousche Färbemethode in spezifischer Weise Tumorzellen markiere. Dies ist aber nicht der Fall, und historisch gesehen ist es so, daß so geschätzte und verdiente Internisten wie Paul Ehrlich, Quinke, Rieder, Widal und Ravaut bereits im vorigen Jahrhundert und um die Jahrhundertwende Cytodiagnostik trieben, teilweise noch mit einer unzulänglichen Technik, aber doch schon mit recht guten Ergebnissen und mit einer hervorragenden Erkennung des Wesentlichen. Mit größter Bewunderung sieht man weiterhin Zeichnungen aus den ersten cytologischen Atlanten des Franzosen Donné und des Engländers BEALE. Beide Autoren haben schon um 1850 und früher, ohne die vorteilhaften, später von Paul Ehrlich eingeführten Färbemethoden anwenden zu können, bei der Betrachtung im tangentialen Licht viele Einzelheiten an den Plattenepithelien der Schleimhaut und des Uro-Genital-Traktes beobachtet, die auch heute noch von ungeschmälerter diagnostischer Bedeutung sind.
Nach einer Antrittsvorlesung vom B. 7. 1957. — Erstveröffentlichung: Berliner Medizin (1958) 89
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Grunze, H. (1962). Die Leistungsfähigkeit der klinischen Cytologie in der Inneren Medizin. In: Berliner Klinische Antrittsvorlesungen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-29300-3_4
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