Anamnese und Klinik des Glioblastoma multiforme

Zusammenfassung

Eine Bearbeitung der Anamnese und Klinik des Glioblastoma multiforme ohne Berücksichtigung der Neuroradiologie mag auf den ersten Blick ein müßiges Unterfangen darstellen, glaubt man sich doch in jene in nicht allzu großer Ferne liegende Zeit zurückversetzt, in welcher die ausschließlich auf neurologischen Untersuchungsmethoden beruhende Diagnostik im großen und ganzen nicht über Vermutungsdiagnosen mit Indikation zur Probetrepanation hinaus gelangte. Trotzdem habe ich es als reizvoll empfunden, an Hand des eigenen Krankengutes von 422 Fällen die Semiologie des bösartigsten Hirntumors zu analysieren, um Wert und Bedeutung der Symptome und Zeichen als Einzelerscheinungen zu erkennen und in ihrer Gesamtheit für die Diagnose und Prognose der Hirnerkrankung zu beurteilen. Dieses Studium hat mich erneut zur Oberzeugung gebracht, daß die neurologische Untersuchung die Grundlage zur klinischen Beurteilung der vorliegenden Erkrankung abgibt und es uns ermöglicht, die Verhaltensweise der verschiedenen Kranken in phänomenologischer und funktioneller Hinsicht zu erahnen oder gar zu erfassen. Die klinisch-neurologischen Bemühungen ermöglichen erst eine kritische neuroradiologische Untersuchungstechnik und gewähren eine sinnvolle therapeutische Indikationsstellung und eine prognostische Beurteilung mit einem hohen Maß von Sicherheit. Es ist meine Absicht, an Hand des eigenen Krankengutes zu versuchen, auf gewisse Eigentümlichkeiten im Ablauf des Glioblastoms hinzuweisen und damit unsere Kenntnisse dieser heute noch so prekären Hirnerkrankung zu erweitern.