Der Streptococcus lacticus (Kruse) in seiner Beziehung zur Zahnkaries

Zusammenfassung

Die chemisch-parasitäre Theorie über die Entstehung der Zahnkaries, die von Miller zuerst durch bakteriologische Untersuchungen auf die Richtigkeit ihrer Voraussetzungen geprüft und als zutreffend bewiesen wurde, hat auch nach dem heutigen Stand der Forschung als die einzig richtige zu gelten. In den letzten Jahren konnten Walkhoff (1) und Seitz (2) diese Theorie aufs neue bestätigen, indem es ihnen gelang, einen der natürlichen Karies in jeder Hinsicht entsprechenden Vorgang der künstlichen Karies zu erzeugen. Die von Miller vertretene Theorie war folgende: Säuren, die in der Mundhöhle vor allem durch Gärung der Kohlehydrate entstehen, entkalken das Zahn bein, das dann durch die Fermente der in den Dentinkanälchen vordringenden Bakterienaufgelöst wird [nach Port und Euler (3)]. Aus früheren Arbeiten [Kantorowicz (4), Sieberth, Goadby (die beiden letzteren zitiert nach Kantorowicz) und Hilgers (5)] ist bekannt, daß die in den tiefsten Schichten des kariösen Dentins gefundenen Bakterien zur überwiegenden Zahl Streptokokken sind. Aus den Arbeiten Kruses (6, 7 und 8) und Eichlers weiß man, daß der von Kruse ausführlich beschriebene Streptococcus lacticus als häufiger Gast auf allen Schleimhäuten, auch auf der normalen Mundschleimhaut, anzutreffen ist, den er deshalb direkt als Schleimhaut-Streptokokken (6) bezeichnet. Ebenso wies Kruse (8) als erster darauf hin, daß der Streptococcus lacticus stets im kariösen Dentin zu finden ist.