Zusammenfassung
Es war eine alte Erfahrung, daß der Skorbut durch Zitronensaft geheilt und verhütet werden kann. Bei der Suche nach dem antiskorbutischen Prinzip ging man deswegen vom dezitrierten Zitronensaft aus. Sehr bald fiel neben der antiskorbutischen die reduzierende Fähigkeit des Zitronensafts auf. Zilva fand 1927, daß diese beiden Kräfte nicht parallel gehen, sondern daß eine bestehende Reduktionsfähigkeit immer mit der antiskorbutischen Fähigkeit verknüpft ist, dagegen die antiskorbutische Kraft nicht an die Reduktionskraft gebunden ist, obwohl sie bei fehlender Reduktionskraft sehr bald in ihrer Wirkung nachläßt. Dies führte verständlicherweise zu der Annahme, daß ein besonderes reduzierendes Prinzip das antiskorbutische Prinzip vor Zerstörung schütze. Der wahre Sachverhalt, nämlich daß beide Prinzipien einem Molekül eigen sind, konnte erst erkannt werden, als es 1928 Szent-Györgyi gelang, seine „Hexuronsäure“ aus der Nebennierenrinde zu isolieren. Nach Aufklärung der Strukturformel konnte die nunmehrige 1-Ascorbinsäure bald von Reichstein synthetisiert werden. Bezüglich ihrer Eigenschaften stellte Szent-Györgyi fest, daß sie in wässeriger Lösung oxydabel ist, dagegen in Substanz und ohne Anwesenheit von Sauerstoff auch in Lösung stabil ist. Hat Sauerstoff zur Lösung Zutritt, so unterliegt sie der Autoxydation, die durch Kupfer-, Eisen- und OH-Ionen katalysiert wird. Anfangs ist die durch die Oxydation entstandene Dehydroascorbinsäure mittels H2S vollständig reduzierbar, später nicht mehr. Dies ist so zu erklären, daß zuerst die Dienolgruppe unter Verbrauch von Sauerstoff zur Diketongruppe oxydiert wird und erst später eine tiefergreifende Änderung des Moleküls stattfindet. Moll und Wieters, die die Dehydroascorbinsäure zwar nicht isolieren konnten, was aber bereits Karrer und Mitarbeitern gelungen war, fanden, daß diese nach der Herstellung die volle antiskorbutische Kraft hat. Diese Fähigkeit geht nun mit dem einsetzenden Zerfall des Moleküls, wozu kein Sauerstoff nötig ist, verloren. Also eine Erklärung der Befunde Zilva s am Zitronensaft. Im Puffer geht der Zerfall aber nur sehr langsam vonstatten, so daß innerhalb weniger Stunden nicht damit zu rechnen ist.
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Literatur
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Schümmer, H. (1940). Die Autoxydation der 1-Ascorbinsäure. In: Die Autoxydation der 1-Ascorbinsäure. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-29103-0_1
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