Skip to main content

Christian Gotthilf Salzmann als Mensch des I 3-Typus in der Zeit der Aufklärung

  • Chapter
Die Religiosität des Christian Gotthilf Salzmann
  • 18 Accesses

Zusammenfassung

Als Salzmann am 1. Juni 1744 im Pfarrhause zu Sömmerda geboren wurde, kam er in eine Zeit, in der zwar die kirchliche Orthodoxie ihren bisherigen Einfluß noch weiter zu behaupten versuchte, während aber bereits schon die Epoche einer darüber hinwegschreitenden allgemeinen Aufklärung mächtig die Güter erregte. Mehr und mehr brachte sie das Gebäude der bisher herrschenden, meist aus der mittelalterlichen Scholastik stammenden philosophischen und theologischen Schulsysteme, die sich im neuen Gewande des orthodoxen Luthertums weiter behauptet hatten, zum Einsturz. In der gleichen Weise war der in den ersten drei Jahrzehnten weithin zur Entfaltung und in verschiedenen Gebieten zur Blüte gekommene Pietismus bereits in der Mitte des Jahrhunderts dieser neuen Zeitrichtung erlegen. Besonders von der Naturwissenschaft her wurden die Geister zu kühnerem Aufschwung befruchtet und angeregt. Hatte schon die Entdeckung eines Kopernikus die kirchliche Lehre mächtig beunruhigt, manche religiöse Vorstellungen von der Welt beseitigt und den Glauben an den Buchstaben der Bibel wankend gemacht, so waren es jetzt die nicht weniger weittragenden Entdeckungen und Erfolge späterer englischer Forscher, welche „die Kenntnis der Naturkräfte und ihrer Wirksamkeit im Verhältnis zu früher in tiefem und in rasch steigendem Maße enthüllten und viele Gegenstände eines bisher frommen Glaubens in Gegenstände eines festen und sicheren Wissens verwandelten. Durch die sich rasch verbreitende Kenntnis der strengen und unabänderlichen Gesetzmäßigkeit in dem Wirken der Naturkräfte ward Schritt vor Schritt und unaufhaltsam nicht bloß der Jahrhunderte gepflegte Aberglaube, sondern auch der alte Bibelglaube und die bisherige religiöse Weltanschauung umgeändert. Und je weniger sich die erstarrte Theologie zu den naturwissenschaftlichen Ergebnissen in das rechte Vernehmen zu setzen verstand“, desto mehr wurden sie angegriffen und desto erbitterter ging der Kampf gegen Kirchentum und überholte Lehrsätzel. So stehen sich Philosophie und Religion in einer anscheinend unüberbrückbaren Antithese einander gegenüber. In Wirklichkeit aber bildete in der folgenden Zeit die naturwissenschaftlich-mathematische Methode Norm und Ideal aller Erkenntnis, nachdem die religiöse Weltanschauungseinheit zusammengebrochen war und eine allgemeine Unsicherheit des gesamten geistigen Lebens Platz gegriffen hatte. Man fand in der autonomen Vernunft das Mittel zur Überwindung dieser Kluft. Jede wissenschaftliche Erkenntnis, auch die Religion, muß sich vor der autonomen Vernunft ausweisen. Damit aber hat man die Religiosität gleichgestellt mit jeder anderen exakt naturwissenschaftlichen Disziplin, oder aber, falls man dies nicht tat, mußte man sie aus dem Problembereich der autonomen Philosophie ausscheiden.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. Malnke: Der Zeitgeist des Barock und seine Verewigung in Leibnizens Gedankenwelt, S. 126.

    Google Scholar 

  2. Richter, Karl: Einleitung zu Salzmanns: Über die wirksamsten Mittel, Kindern Religion beizubringen, S. S.

    Google Scholar 

  3. Delekat, FR.: Rationalismus und Mystik. Z. Theol. u. Kirche. N. F. 4. Jahrg. 4. Heft, S. 260ff.

    Google Scholar 

  4. Richter, Karl: Einleitung zu Salzmanns: ÜberdiewirksamstenMittel, S.9.

    Google Scholar 

  5. Delekat, FR.: Rationalismus und Mystik, C. 262.

    Google Scholar 

  6. Richter, Karl: Einleitung zu Salzmanns: ‘Cher die wirksamsten Mittel, S. 14.

    Google Scholar 

  7. Dilthey, W.: Das natürliche System der Geisteswissenschaften im 17. Jahrhundert, S. 486f.

    Google Scholar 

  8. Dilthey, W.: a. a. O. S. 489.

    Google Scholar 

  9. Vgl. Nitzsch, FR.: Die geschichtliche Bedeutung der Aufklärungstheologie.

    Google Scholar 

  10. Tholuck, A.: Geschichte des Rationalismus…, S. 148f.

    Google Scholar 

  11. Seeberg, E.: Gottfried Arnold, S. 538.

    Google Scholar 

  12. Eeberg, E.: Gottfried Arnold, S. 604f.

    Google Scholar 

  13. Selekat, FR.: Rationalismus und Mystik, S.262. Vgl. S. 7.

    Google Scholar 

  14. Delekat, FR.: Rationalismus und Mystik, S. 262.

    Google Scholar 

  15. Zitiert nach R. Bosse: Chr. Gotthilf Salzmann der Stifter der Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal, S. 39f.

    Google Scholar 

  16. Bosse, R.: Chr. G. Salzmann der Stifter der Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal, S. 43.

    Google Scholar 

  17. Bosse, R.: Chr. G. Salzmann, der Stifter der Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal, S.49f.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Additional information

Besonderer Hinweis

Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1941 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

About this chapter

Cite this chapter

Schwab, W. (1941). Christian Gotthilf Salzmann als Mensch des I 3-Typus in der Zeit der Aufklärung. In: Die Religiosität des Christian Gotthilf Salzmann. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-28917-4_2

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-28917-4_2

  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-662-27430-9

  • Online ISBN: 978-3-662-28917-4

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics