Zusammenfassung
Als Salzmann am 1. Juni 1744 im Pfarrhause zu Sömmerda geboren wurde, kam er in eine Zeit, in der zwar die kirchliche Orthodoxie ihren bisherigen Einfluß noch weiter zu behaupten versuchte, während aber bereits schon die Epoche einer darüber hinwegschreitenden allgemeinen Aufklärung mächtig die Güter erregte. Mehr und mehr brachte sie das Gebäude der bisher herrschenden, meist aus der mittelalterlichen Scholastik stammenden philosophischen und theologischen Schulsysteme, die sich im neuen Gewande des orthodoxen Luthertums weiter behauptet hatten, zum Einsturz. In der gleichen Weise war der in den ersten drei Jahrzehnten weithin zur Entfaltung und in verschiedenen Gebieten zur Blüte gekommene Pietismus bereits in der Mitte des Jahrhunderts dieser neuen Zeitrichtung erlegen. Besonders von der Naturwissenschaft her wurden die Geister zu kühnerem Aufschwung befruchtet und angeregt. Hatte schon die Entdeckung eines Kopernikus die kirchliche Lehre mächtig beunruhigt, manche religiöse Vorstellungen von der Welt beseitigt und den Glauben an den Buchstaben der Bibel wankend gemacht, so waren es jetzt die nicht weniger weittragenden Entdeckungen und Erfolge späterer englischer Forscher, welche „die Kenntnis der Naturkräfte und ihrer Wirksamkeit im Verhältnis zu früher in tiefem und in rasch steigendem Maße enthüllten und viele Gegenstände eines bisher frommen Glaubens in Gegenstände eines festen und sicheren Wissens verwandelten. Durch die sich rasch verbreitende Kenntnis der strengen und unabänderlichen Gesetzmäßigkeit in dem Wirken der Naturkräfte ward Schritt vor Schritt und unaufhaltsam nicht bloß der Jahrhunderte gepflegte Aberglaube, sondern auch der alte Bibelglaube und die bisherige religiöse Weltanschauung umgeändert. Und je weniger sich die erstarrte Theologie zu den naturwissenschaftlichen Ergebnissen in das rechte Vernehmen zu setzen verstand“, desto mehr wurden sie angegriffen und desto erbitterter ging der Kampf gegen Kirchentum und überholte Lehrsätzel. So stehen sich Philosophie und Religion in einer anscheinend unüberbrückbaren Antithese einander gegenüber. In Wirklichkeit aber bildete in der folgenden Zeit die naturwissenschaftlich-mathematische Methode Norm und Ideal aller Erkenntnis, nachdem die religiöse Weltanschauungseinheit zusammengebrochen war und eine allgemeine Unsicherheit des gesamten geistigen Lebens Platz gegriffen hatte. Man fand in der autonomen Vernunft das Mittel zur Überwindung dieser Kluft. Jede wissenschaftliche Erkenntnis, auch die Religion, muß sich vor der autonomen Vernunft ausweisen. Damit aber hat man die Religiosität gleichgestellt mit jeder anderen exakt naturwissenschaftlichen Disziplin, oder aber, falls man dies nicht tat, mußte man sie aus dem Problembereich der autonomen Philosophie ausscheiden.
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Literatur
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Vgl. Nitzsch, FR.: Die geschichtliche Bedeutung der Aufklärungstheologie.
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Eeberg, E.: Gottfried Arnold, S. 604f.
Selekat, FR.: Rationalismus und Mystik, S.262. Vgl. S. 7.
Delekat, FR.: Rationalismus und Mystik, S. 262.
Zitiert nach R. Bosse: Chr. Gotthilf Salzmann der Stifter der Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal, S. 39f.
Bosse, R.: Chr. G. Salzmann der Stifter der Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal, S. 43.
Bosse, R.: Chr. G. Salzmann, der Stifter der Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal, S.49f.
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Schwab, W. (1941). Christian Gotthilf Salzmann als Mensch des I 3-Typus in der Zeit der Aufklärung. In: Die Religiosität des Christian Gotthilf Salzmann. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-28917-4_2
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