Zusammenfassung
Eine Untersuchung der Fragen: was die Natur in Österreich anWasserkraftnutzungsmöglichkeiten darbietet, wie sie diese Möglichkeiten darbietet, und was der Mensch bisher daraus gemacht hat, zeigt zunächst dieselbe Erscheinung, die Technik und Wirtschaft in allen Ländern aufzeigen. Zuerst wird „drauflos-gewirtschaftet“ als wäre der Gegenstand der Wirtschaft, Wasser und Gefälle, Eisenerz, Kohle, Erdöl usw. in unbegrenzten Mengen vorhanden. Die Genugtuung „daß es geht“, daß der Hochofen Eisen gibt, auch wenn die Schlacken noch 30% und mehr des Metalles enthalten und der Holzkohlenverbrauch ein Vielfaches der erzeugten Eisengewichtsmenge ausmacht, daß sich das Mühlenrad dreht und „Kraft“ an seiner Welle abgezapft werden kann — auch wenn viel Wasser ungenutzt „daneben“ rinnt usw.; diese Genugtuung über den erzielten Erfolg der Bezwingung einer Naturkraft, der Ausnutzung und Verwertung eines Naturstoffes, erzeugt eine Befriedigung und Sättigung, eine Selbstzufriedenheit, die in Technik und Wirtschaft oft erstaunlich lange anhält. Erst die Not, geboren aus dem wirtschaftlichen Konkurrenzkampf und noch mehr aus Produktionskrisen, infolge wirtschaftlicher Isolierung (Krieg), oder das Bestreben der Erweiterung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit u. dgl., veranlassen in der Regel erst eine kritische Betrachtung des Prozesses, den man benutzt, und die Erkenntnis, daß die Schätze der Erde oder eines Landes nicht in unbegrenzten Mengen vorhanden sind, regen dazu an, die bestehende Praxis der Technik und Wirtschaft skeptisch zu betrachten und die Frage aufzuwerfen: wie groß ist der tatsächliche Nutzeffekt des betreffenden Prozesses, wie viel des aufgewendeten Stoffes, der aufgewendeten Energie geht bei diesem Prozeß vom Standpunkt der menschlichen Nutzung aus verloren? Dieser Augenblick erst macht den Prozeß reif für seine Durchgeistigung und für seine planmäßige Bewirtschaftung. In der Wasserkraftnutzung ist eine planmäßige Bewirtschaftung des Naturgutes noch keineswegs Erkenntnisgut aller Länder, und dort, wo sie besteht, währt sie noch kein Menschenalter.
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Granigg, B. (1925). Einleitung. In: Die Wasserkraftnutzung in Österreich. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-28869-6_1
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