Zusammenfassung
Die althergebrachte Einteilung der Physik unterscheidet Mechanik, Akustik, Wärmelehre, Optik und Elektrizitätslehre. Dieser Einteilung der physikalischen Erscheinungen liegt der unmittelbare sinnliche Eindruck zugrunde. Sie besitzt nach dem heutigen Stande der physikalischen Forschung erhebliche Schwächen. Sie läßt oft wichtige innere Zusammenhänge außer acht. Nehmen wir zur Erläuterung ein Beispiel aus der Wärmelehre. Unsere Hand werde durch einen Ofen erwärmt. Das kann auf zwei Weisen geschehen: Einmal durch direktes Anfassen des Ofens, das andere Mal durch bloße Näherung der Hand auf einen gewissen Abstand. Nach unserer heutigen Kenntnis handelt es sich in beiden Fällen um ganz verschiedenartige Vorgänge. Bei der direkten Berührung wird unser Hautsinn durch sehr hochfrequente mechanische Schwingungen des Ofenmateriales erregt. Diese mechanischen Schwingungen sind denen wesensgleich, die bei niedrigerer Frequenz1 ein anderes unserer Sinnesorgane, nämlich das Ohr, ansprechen lassen. Die Körperwärme des Ofens wie die aller anderen festen Körper, besteht, kurz gesagt, aus nicht mehr hörbaren mechanischen Schwingungen. Die Körperwärme des Ofens bildet den Sonderfall eines akustischen Problems. — Ganz anders im zweiten Fall, bei der bloßen Näherung der Hand an den warmen Ofen. Diesmal wird unser Hautsinn durch einen Strahlungsvorgang erregt. Er geht vom Ofen aus und durchsetzt die Zimmerluft. Es handelt sich um elektrische Wellen. Sie sind denen wesensgleich, die wir bei der Funkentelegraphie, beim sichtbaren Licht und beim Röntgenlicht vor uns haben. Von diesen unterscheiden sie sich nur durch eine einzige Zahlengröße, nämlich die Frequenz. Das Problem der durch Strahlung zugeführten Wärme gehört demnach in die Elektrizitätslehre oder in die Optik.
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Pohl, R.W. (1930). Einführung, Längen- und Zeitmessung. In: Einführung in die Mechanik und Akustik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-28821-4_1
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