Das Gehör

Zusammenfassung

Das Hören, d. h. die Wahrnehmung von Tönen, Klängen und Geräuschen erschließt dem Menschen die weitere Umwelt. Zugleich aber erfüllt das Ohr neben diesen „exteroceptiven“ auch „interoceptive“ Aufgaben akustischer Art, man denke nur an die ständig durchgeführte und offenbar. auch weitgehend notwendige Kontrolle der eigenen Sprache. Zu den merkwürdigsten Erlebnissen gehört die Feststellung, daß die eigene Sprache dann, wenn man sie aus der. Umwelt von einer — natürlich einwandfreien — Platten- oder Tonbandaufnahme sich anhört, zunächst völlig fremd klingt, so daß man sie unter Umständen gar nicht selbst erkennt. Hierin liegt bereits ein Hinweis darauf, daß in beiden Fällen verschiedenartige Empfangsvorgänge eine Rolle spielen könnten. Zugleich aber ergibt sich, daß unsere „interoceptive Hörwelt“ ein anderes Gesicht trägt als die exteroceptive. Aufmerksame Beobachtung der Tierwelt führt fernerhin zu der Vermutung, daß viele Erscheinungen in der Umwelt dem menschlichen Ohr überhaupt entgehen, daß, genau wie etwa im Gebiete des Geruches, nur eine ganz spezifisch „menschliche Hörwelt“ uns akustisch zugänglich ist. Die Ursache hierfür kann nur in der durch be-stimmte Faktoren begrenzten Leistungsfähigkeit des menschlichen Ohres liegen. Erst die Beantwortung der Frage nach dem „adäquaten Reiz“ und den Reizschwellen wird eindeutige Vorstellungen über Art und Begrenzung der menschlichen Hörwelt bringen. Nur auf diese Weise wird aber auch der Mechanismus der Elemantarvorgänge beim Empfang und die Transformation der aufgenommenen Energie in Erregungen innerhalb des Ohres einer systematischen Klärung zugänglich.