Zusammenfassung
Über Atommodelle historisch zu reden, hieße sich zunächst durch das Gedankenwerk von Generationen von Forschern durchfinden, denen die notwendigen Tatsachen nicht zur Verfügung standen, ohne die der Aufbau naturwissenschaftlicher Vorstellungen rein spekulativ bleibt. Die einfachen, gut gesicherten physikalischen Erkenntnisse der Menschheit liegen dort, wo unmittelbare wiederholte Beobachtung die Kontrolle erlaubt — bei den Fallgesetzen, den Planetenbewegungen und ähnlichem. Die Frage nach Atomen, die seit Urzeiten die Denker beschäftigt hat, war spekulativ, unkontrollierbar, war eine durch vage Analogien getragene Metaphysik. Sie wurde erst präzis im Sinn der Naturwissenschaften, als die Beobachtungsmittel so weit verfeinert waren, daß die Wirkungen des atomistischen Aufbaues der Materie sich direkt in den Messungen selbst fühlbar machten. Hierdurch rückte zwar die Atomlehre in die Reihe der sicheren physikalischen Wissenszweige auf, trotzdem aber blieben gerade manche von den Fragen unerledigt, die den philosophischen Fragestellern die wichtigsten gewesen waren, so die Frage, ob die Materie letzten Endes kontinuierlich oder diskontinuierlich aufgebaut sei. Nach einer Blütezeit diskontinuierlicher Auffassung neigt die Atomtheorie heute mehr einer Kontinuumstheorie zu. Doch schätzt sie die Wichtigkeit einer Entscheidung dieser Frage niederer ein, als die Philosophen es taten.
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Ewald, P.P. (1929). Atommodelle, Ergebnisse und Methoden der Atomforschung. In: Festschrift der Technischen Hochschule Stuttgart. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-28741-5_8
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