Streitige geschlechtliche Verhältnisse

Zusammenfassung

Wie schon früher erwähnt (s. S. 159) unterscheidet das deutsche Strafrecht einfache, gefährliche und schwere Körperverletzung. Eine schwere Körperverletzung liegt dann vor, wenn im Gesetz genannte besonders nachteilige Folgen eingetreten sind, dazu gehört auch der Verlust der Zeugungsfähigkeit. Die gerichtsmedizinische Feststellung des Kausalzusammenhanges einer zugefügten Verletzung mit dem Verlust der Zeugungs- bzw. Fortpflanzungsfähigkeit qualifiziert somit eine entstandene Verletzung als schwere Körperverletzung im Sinne von § 224 StGB. Wird ein vollendetes Notzuchtsdelikt behauptet oder ein vollzogener verbotener Sexualverkehr im Sinne der Blutschande und stellt man fest, daß der Verdächtige überhaupt nicht fähig war, den Geschlechtsakt auszuüben, so würde dies im allgemeinen für ihn eine Entlastung bedeuten. In zivilrechtlicher Beziehung haben diese Untersuchungen ihre Bedeutung bei der Feststellung der unehelichen Vaterschaft und bei der Aberkennung der Ehelichkeit eines Kindes. Das deutsche Zivilrecht hat in dieser Beziehung insofern eine Sonderheit, als in solchen Fällen nachgewiesen werden muß, daß das in Frage kommende Kind den Umständen nach offenbar unmöglich aus der Beiwohnung der Mutter mit dem in Frage kommenden Manne empfangen worden ist (§ 1591, 1717 BGB. Näheres S. 992 und 994). Eine Annahme an Kindes Statt ist in Deutschland nur Männern erlaubt, die das 50. Lebensjahr überschritten haben. Von dieser Auflage kann Befreiung erreicht werden (§§ 744, 745 BGB.), und zwar je nach den landesrechtlichen Bestimmungen auch dann, wenn aus einer bestehenden Ehe Nachkommenschaft aus medizinischen Gründen nicht zu erwarten ist. Die Fortpflanzungsfähigkeit hat weiterhin ihre Bedeutung im Eherecht. Das deutsche Ehegesetz unterscheidet eine Nichtigkeit, eine Aufhebung und eine Scheidung der Ehe.