Zusammenfassung
Das Santonin und seine Abkömmlinge bieten ein sprechendes Beispiel dafür dar, wie von rein wissenschaftlichem Interesse her ein chemisches Problem während eines ganzen Jahrhunderts die Experimentalforschung fesseln kann, und wie die Lösung solcher widerspenstigen Probleme relativ mühelos sich ermöglicht, wenn die chemische Experimentierkunst entsprechend herausgebildet worden ist. Santonin wurde 1830 von Kahler aus Wurmsamen isoliert; der nachmals berühmte Rob. Mayer wählte es für seine Doktor-Dissertation (1833); Heldt (1847) gab die Zusammensetzung C15H18O3 und Buignet erkannte die Linksdrehung. Gegen: die von Berthelot angenommene Phenolnatur sprach sich O. Hesse (1873 u. f.) aus. Die große Linie in der Konstitutionsaufklärung schuf erst S. Canni zzaro: gemeinsam mit Carnelutti (1882) baute er Santonin zum Dimethylnaphthol ab und führte es in verschiedene Derivate über, er wies [B. 18, 2746 (1885)] dem Santonin die Lactongruppe und eine Ketogruppe CO zu und betrachtete die Santoninverbindungen „als Derivate eines Hexahydronaphthalins“, dem Santonin gab er die Strukturformel I, die er 1892 [Rend. Acc. Line 1892 II, 149; s. a. Gucci und Grassi-Cristaldi, Rend. Ace. Line. 1891 II, 35; Gazz. 22 I, 1(1892); A. Andreocci, B. 26,1373 (1893)] in die Formel II umänderte, um 1893 die Formel III zu geben.[B. 26, 786 (1893)].
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Walden, P. (1941). Stickstofffreie Giftstoffe. In: Geschichte der organischen Chemie seit 1880. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-28693-7_17
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