Der Einfluß des Geschlechts auf das Äußere des Rindes

Zusammenfassung

Die Verschiedenheit des Geschlechtes beruht auf den primären Geschlechtsorganen, den Geschlechtsdrüsen und ihren entsprechenden Anhängen, sowie den sekundären Geschlechtsmerkmalen. Die Körperform des Rindes wird sowohl durch die erste wie die zweite Gruppe von Merkmalen ganz bedeutend beeinflußt und damit auch die Leistung entsprechend verändert. Hier machen sich schon die Wandlungen und der rhythmische Wechsel der Sexualdrüsenfunktionen (Schmaltz 1899) geltend, wodurch mit dem zunehmenden Alter aus dem ursprünglich zwitterigen oder asexuellen Jugendstadium des Rindes ein eingeschlechtiges Individuum entsteht, das nach Babor (1898) in hohem Alter wieder sich der zwitterigen Form nähert. Bei keinem unserer Haustiere, außer dem Schweine, ist aber die Variation der Geschlechtsstufen aus wirtschaftlichen Gründen vermehrt worden wie beim Rinde. Man kann nicht bloß eine Zweigeschlechtigkeit (Sexualdimorphismus), sondern eine Fünfgeschlechtigkeit (Sexualpentamorphismus) unterscheiden, und will man die vorkommende Zwitterform auch besonders bezeichnen, so ergibt sich ein Hexamorphismus. Die üblichen Benen-nungen der Geschlechtsformen erwachsener Tiere sollen hier als Fortsetzung der im Kapitel „Wachstum“ erwähnten Jugendformen aufgeführt werden:

• 1. Das erwachsene männliche Tier heißt: Stier, Zuchtstier, Pfarren, Farren, Muni, Bulle, Hagen, Wucherstier, Faselrind; französisch: taureau, italienisch: toro, englisch: bull.

• 2. Das erwachsene weibliche Tier heißt nach dem ersten Kalben: Kuh; französisch: vache, italienisch: vacca, mucca, englisch: cow.

• 3. Das kastrierte männliche Tier heißt: Ochse, Schnittochse, Stier, Dubbel (Jochochse, Mastochse); französisch: châtron, boeuf, italienisch: bue, englisch: bullock, steer, ox.

• 4. Das kastrierte weibliche Tier: Schnitzkalbin, Nonne; französisch: châtronne, boeuve, vache châtrée an coupée, italienisch: vacca castrata, englisch: castrated cow.

• 5. Die Zwitter, Hermaphroditen, Zwicke.