Die Herkunft des Rindes und deren Einflüsse

Zusammenfassung

Wir betrachten heutzutage die Arten der Tiere nicht mehr im Sinne Kants als unabänderliche Typen der Schöpfung, sondern erkennen die ständige Entwicklung, Anpassung und Variation ihrer Gestalt. Daher verlangt die in vorliegendem Werke versuchte Erforschung möglichst aller Faktoren, die als Grundlagen der Leistungszucht unseres Hausrindes in Frage kommen können, daß wir uns zuerst mit den wilden Stammvätern des Rindes beschäftigen. Es steht heute wohl niemand mehr auf dem Standpunkt, den noch der sonst so geistreiche Hermann von Nathusius einnahm, daß die Hausrinder geschaffen worden seien zum alleinigen Zweck, dem Menschen zu dienen, sondern wir sind überzeugt, daß es eine Epoche der allmählich fortschreitenden Eroberung der organischen Natur war, die den Menschen schon frühzeitig in den Besitz dieser ursprünglich wilden Tiere brachte. Die zoologische Wissenschaft hatte anfangs jedoch noch nicht diese Erkenntnis errungen. Die älteren Gelehrten des Mittelalters, wie Albertus Magnus (vor 1280) und Conrad Gesner (1551) kannten nur die alphabetische Einteilung der Tiere, Wotton (1551) trennte nach der Idee des Aristoteles in lebendgebärende, vierzehige, mehrzehige und gespaltenzehige, zwei- und einzehige Tiere. Aldrovandus (1617) kehrte diese Einteilung dann um, mit einzehigen beginnend und mit der Zahl ansteigend. In Fortsetzung dieser Systematik hat Johnston (1651) erstmals die Gattung Rind (Bos) als eine der Unterabteilungen der horntragenden Wiederkäuer unterschieden. Aber er nennt hier als ihre Untergruppen das Hausrind (Bos domesticus) und die Wildrinder: Urus, Bison, Bonasus = Bubalus der Alten, Buffelus und Strepsiceros. Der Name „buffelus“, „bufalus“ oder „buflus“ begegnet uns erst im Mönchslatein¹.