Zusammenfassung
Die wichtigste Frage, die der Arzt an das Blut zu stellen hat, kann leider in befriedigender Weise nicht beantwortet werden: eine zuverlässige oder in der Praxis überhaupt anwendbare einfache Methode zur Bestimmung der gesamten Blutmenge des Körpers besteht bisher nicht. Die Erfahrung sowohl am Lebenden als auch an der Leiche zeigt aber, daß, entgegen der bis vor kurzem herrschenden Anschauung, die Gesamtblutmenge unter pathologischen Verhältnissen sehr erheblichen Schwankungen unterliegt. Die ältere Angabe, wonach die gesamte Blutmenge eines gesunden Menschen 1/13 des Körpergewichts betragen soll, erscheint heute nicht gesichert. Wahrscheinlich ist sie nicht unwesentlich größer anzunehmen. Die Bestimmung einzelner Blutbestandteile in der Volum- oder Gewichts-Einheit, wie sie bisher klinisch allein geübt wird, kann diesen Mangel nicht ersetzen. Der Arzt muß sich darüber klar sein, daß eine Verringerung beispielsweise des prozentualen Flämoglobingehaltes nichts aussagt über den gesamten Flämoglobinbestand des Körpers, da die Gesamtblutmenge unbestimmbar und durchaus nicht unter allen Bedingungen konstant ist. Für den Praktiker ist es wichtig zu wissen, daß bei der schwersten Form der Anämie, bei der sogenannten progressiven perniziösen Anämie Biermers nach den Obduktionsbefunden die Gesamtblutmenge vermindert, daß sie bei manchen Formen der Polycythämie dagegen vermehrt sein kann (Plethora vera).
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Lenhartz, H., Meyer, E. (1913). Die Untersuchung des Blutes. In: Mikroskopie und Chemie am Krankenbett. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-28408-7_3
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