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Zusammenfassung

Die Beispiele, die sich beliebig vermehren ließen, zeigen wohl zur Genüge, daß trotz aller glänzenden Fortschritte der jetzige Betrieb der medizinischen Wissenschaften noch manches zu wünschen übrig läßt, und zwar nicht bloß, weil wir das Bedürfnis haben, als Helfer aufzutreten, oder weil wir noch nicht so viel wissen, wie wir wissen möchten, sondern weil wir an vielen Orten unser Wissen nicht richtig anwenden, ja manchmal aktiv von unseren Überlegungen abspalten und unser Denken nicht den Bedürfnissen einer Wissenschaft anpassen, sondern so gehen lassen, wie es im Alltagsleben gebräuchlich ist und daselbst genügen mag.

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Referenzen

  1. 1) Wenn ich zur Zeit der Abfassung die Arbeit Kretschmers über den sensitiven Beziehungswahn (Verlag von Julius Springer, Berlin 1918) gekannt hätte, So hätte ich diese Handlungsweise einem Begriffe der „nichtpsychopathi-schen Primitivreaktion“ subsummiert. Dahin gehört auch unsere übliche Reaktion gegenüber dem Pfuschertum und ferner in gewisser Beziehung die triebhafte Art, auf jede Frage gleich eine Antwort zu geben (ohne nur zu bemerken, daß man sich die Mühe geben sollte, streng zwischen Realität und Wunsch öder Phantasie zu unterscheiden), wie wir sie bei kleineren Kindern, bei Wilden, bei Arzten, in der Mythologie, z. T. auch in der Philosophie und dann in krankhafter Weise besonders bei der Schizophrenie sehen. — Biese Art der Reaktion hat übrigens nicht nur Nachteile. Auf diesem primären Trieb beruht überhaupt die Kraft des medizinischen Handelns. Nur der Arzt erfüllt die Pflicht ganz, dessen Hauptmotiv das Wohl und das Leben des Patienten bildet, das Motiv, vor dem alle andern Nützlichkeitsüberlegungen in die zweite Linie zurücktreten (aber, nicht ausgeschaltet werden dürfen).

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  2. Es ist das eine allgemeine Eigenschaft aller Psychismen, die aber aus leicht erklärlichen Gründen bei den Affekten eine ganz besondere Stärke und Bedeutung bekommt.

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  3. Natürlich ist der Grundsatz des NichtSchadens nur in diesem Sinne zu verteidigen. Niemand wird auf eine lebensrettende und nicht einmal auf eine sehr nützliche Operation verzichten, weil eine kleine Möglichkeit eines Miß-lingens und damit eines Schadens vorhanden ist. Abzuwägen sind die Wahrscheinlichkeiten von Schaden und Nutzen im Verhältnis zur Größe der beiden.

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  4. In weitaus den meisten Fällen ist bei den heilenden Krankheiten der beste Trost „man muß eben warten, dann kommt es schon gut“, bei den nicht heilenden „man muß sich abfinden“, wobei der Arzt sehr nützliche Räte über das Wie? geben kann.

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  5. Kinder haben oft daneben noch einen anderen Grund, „ich weiß es nicht“ zu sagen. Das Wort bedeutet dann: „ich mag nicht antworten“, sei es, daß das Kind sich nicht gerne besinnt, oder daß es sich in der gegebenen Situation nicht wohl fühlt, geniert, im Denken und Antworten gehemmt ist, und vor allem, wenn es eine Schuld eingestehen müßte.

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  6. Bis zur Banalität wiederholt man, daß der wahre Forscher nur zu der Erkenntnis komme, daß er nichts wisse. Das ist eine reaktive Ober-treibung, mindestens so arg wie die Alleswisserei dessen, der erzählt, von wem und wie die Welt geschaffen ist, warum die Neger schwarz geworden sind, oder daß die Natur einen horror vacui in sich habe. Nun ist es richtig, jede einzelne neue Erkenntnis bringt viele neue Fragen mit sich, so daß das Bekannte relativ abnimmt; aber je mehr man beobachtet hat, um so mehr lernt man kennen, und die höchste Erkenntnis ist nicht die, daß man nichts weiß, sondern die, daß man unterscheidet zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten, daßman weiß, was man weiß, und was man nicht weiß.

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  7. Die beherzigenswerte Satire von Raimon d, das Buch vom gesunden und kranken Herrn Meier, ist in dieser Beziehung ganz nach dem Leben gezeichnet, indem der Herr Meier durch den Versicherungsarzt, der überall etwas findet, zum Hypochonder gemacht wird. Poetische Lizenz ist es, daß bei ihm der Humor das Heilmittel ist; denn befreiend wirkt nur frisches Ignorieren von als krankhaft aufgefaßten Kleinigkeiten, die nichts zu bedeuten haben.

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  8. Goldstein und Gelb, Psychol. Analyse hirnpatholog. Fälle. Zeitschrift f. die ges. Neur. u. Psych. O. 1918. 41. S. 107.

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  9. Anmerkung bei der Korrektur der 1. Auflage: es ist doch wieder nützlich.

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  10. Bleuler, Störung der Assoziationsspannung ein Eiementarsymptom der Schizophrenie. A. Zeitschr. f. Psychiatrie. Bd. 74.

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  11. Jung, Wandlungen und Symbole der Libido. Jahrb. f. psychoanalytische Forschung. III. 1911.

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  12. Das scholastische Denken, von dem sich die Jurisprudenz noch nicht ganz freigemacht hat, ist gerade eine Spezialform des autistischen Denkens.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Bleuler, E. (1921). Von verschiedenen Arten des Denkens. In: Das Autistisch-Undisziplinierte Denken in der Medizin und Seine Überwindung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-26515-4_5

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