Zusammenfassung
Der im Kriege einsetzenden Steigerung der Preise für die Gegenstände des täglichen Bedarfs suchte die Gesetzgebung durch ein nach Umfang und Schärfe zunehmendes System von Verboten und Strafbestimmungen entgegenzuwirken. Die dadurch betroffenen Handlungen pflegt man in der Sprache des täglichen Lebens als „Kriegswucher“ oder „Preiswucher“ zu bezeichnen. Auch die Gesetzgebung hat sich durch die Einführung der sog. „Wüchergerichte“ 3) diesen Ausdruck zu eigen gemacht. Indessen handelt es sich nicht um Wucher im gewöhnlichen Sinne, der die Ausbeutung und Schädigung eines einzelnen voraussetzt, sondern der für die Gesetzgebung maßgebende Gesichtspunkt ist die Ahndung der Verstöße gegen die gemeinwirtschaftliche Preisregelung. Im übrigen wird mit dem Ausdruck Kriegs- oder Preiswucher nicht ein einheitlicher Tatbestand, sondern eine Reihe von Tatbeständen betroffen. Im Vordergrund steht die „Preistreiberei“ (VO. 8. V. 18 RGBl. 395), die entweder als Höchstpreisüberschreitung oder aber als übermäßige Preissteigerung auftritt. Daneben gibt es noch das juristisch weniger bedeutsame Vergehen des „Schleichhandels“ 4).
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Literatur
Aisberg, Preistreibereistrafrecht. 5. Aufl. 1919; Lobe, Preissteigerung, Handel und Reichsgericht 1917; Derselbe, Bundesratsverordnung gegen Preistreiberei 1918; Schäfer, desgl.; Graeffner und Hermann, desgl.; Neukamp, Die Ausschaltung unseres Handels “durch das Kriegswirtschaftsrecht — eine nationale Gefahr 1917; H. Lehmann, Wucher und Wucherbekämpfung im Krieg und Frieden 1917.
Unten II.
Über den sog. Mietwucher unten S. 57.
Vgl. Kriegsbuch 5, 165.
Vgl. Schäfer LZ. 1920, 1; Bumke DJZ. 1919, 949; gegen die Gültigkeit der VO. 27. XI. 19 Eb. Schmidt und Nubell JW. 1920, 271 ff sowie Wassermann KGB1. 1920, 38.
Abänderungen vom 4. XI. 15 RGBl; 728 und 6. VII. 16 RGBl. 673.
Vgl. Stadthagen und Briefs, Die Preisprüfungsstellen (KrWirtsch. Beitr. Heft 22/23) 1917.
Abänderungen vom 17. XII. 14 RGBl. 516; 23. III. 16 RGBl. 183; 22. III. 17 RGBl. 253; 8. V. 18 RGBl. 395. § 8.
Vgl. hierzu Hirsch, Die Preisgebilde des Kriegswirtschaftsrechts (KrWirtsch. Beitr. Heft 24) 1917.
VO. 23. III. 16 RGBl. 183 Art. I Abs. 2 Ziff. 2.
RG. 88, 250; Arthur Bloch, Höchstpreisüberschreitung und Überteuerung im Privatrecht (1918), dazu Lemberg, JW. 1918, 409.
Zum folgenden die zusammenfassende Darstellung in der Begr. zu der VO. 8. V. 18, abgedruckt im Kriegsbuch Bd. 7, 137 ff. (insbes. S. 141). Aus der Rechtspr. besonders RGSt. 49, 398; 50, 206; 51, 292, 344; 52, 170; RGZ. 96, 237. Eine sehr eingehende kritische Darstellung bei Aisberg a. a. O. 15 ff.
Auf sie waren von besonders starkem Einfluß die Ausführungen Lobes, oben S. 18, Anm. 2.
RGZ. 96, 237; RGSt. 50, 206; 51, 344.
RGSt. 51, 349; 52, 4; 53, 120.
Hirsch, a. a. O. 33; Aisberg, a. a. O. 76.
Zum vorstehenden Hirsch und Falck, Der Kettenhandel als Kriegserscheinung (KrWirtschBeitr. Heft 24) 1917; Aisberg, a. a. O. 120 ff.; aus der Rechtsprechung RGSt. 50, 270; 51, 56, 300; 52, 227; RGZ. 96, 330.
Vgl. hierzu Bloch, a. a. O. 66 ff. Mathiesen, LZ. 1917, 1290; Riehl, DJZ. 1918, 73. Vgl jetzt auch RG. 97, 84.
RG. 90, 305.
RG. 93, 134.
Oben S. 19.
VO. 28. X. 15 RGBl. 714 § 8; VO. 14. IX. 16 RGBl. 1032 § 30; 20. VII. 16 RGBl. 755; § 34; 12. VIII 14 RGBl. 927 § 13 u. s. f.
Dazu Ausführungsbestimmungen vom 31. III. 20 RGBl. 483.
Vgl. Notmann, JW. 1919, 710; Schauenberg, ebenda 712; A. M. Weil, JW. 1919, 566.
Vgl. ferner VO. 7. II. 20 RGBl. 199, § 3 und 31. VII. 19 RGBl. 1364 unten S. 57.
Arthur Starke, Lieferungsverträge unter Einwirkung des Krieges 2. Aufl. (1917); Plum, JW. 1916, 1359 ff.; 1917, 943 ff., Böckel, Wirkungen des Krieges auf Rechtsverhältnisse der Elektrizitäts- und Gaswerke (1918); Alb. Holländer, Die Einwirkung des Krieges auf überseeische Abladegeschäfte (Hamburger Forschungen herausgegeben von Rathgen und Stuhlmann, Heft 5) 1918. Über das österreichische Recht: Fuchs, Der Einfluß des Krieges auf bestehende Lieferungsverträge und verwandte Vertragsverhältnisse nach der Rechtsprechung des obersten Gerichtshofs Wien 1916; Erg.-Heft 1917.
Vgl. z. B. Adler, JW. 1919, 289.
Insbes. RG. 88, 172; 92, 322; auch 93, 17.
RG. 91, 312; JW. 1918, 4636; LZ. 1918, 38.
RG. 84, 125 (noch aus der letzten Friedenszeit).
RG. 94, 45.
RG. 93, 341; vgl. auch Plum, JW. 1919, 344.
So insbesondere Krückmann, Arch. Ziv. Prax. 116, 157 ff.
Abgesehen von Werklieferungs- (und Werks-) Verträgen, die allerdings unter besonderen Gesichtspunkten stehen, JW. 1920 S. 375, 376, 434. Näher kann auf die Frage hier nicht eingegangen werden.
Dazu Reimer, JW. 1920, 318; Freudenstein ebenda 323.
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Nussbaum, A. (1920). Sonstiger Güterumsatz, insbesondere Warenhandel. In: Das Neue Deutsche Wirtschaftsrecht. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-26491-1_4
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