Die Vorbereitungen zum „Praktisch-Arbeiten“

Zusammenfassung

Über die Frage, welche industriellen Unternehmungen am besten geeignet sind, dem Ingenieur die praktische Vorbildung zu gewähren, gehen die Ansichten auch der Fachleute noch weit auseinander. Je nachdem der Betreffende das Schwergewicht der Ausbildung mehr in die handwerksmäßige Erlernung des Maschinenbaues oder in das Vertiefen in die Bedingungen des modernen Großbetriebs und der Massenfabrikation legt, wird er die „Lehre“ beim Mechaniker oder das Elevenjahr im Großbetrieb befürworten. Es ist aber ganz unzweifelhaft, daß ein Mann, der nicht imstande ist, sein Gesellenstück im Tischlern, Formen oder Schlossern zu liefern, dennoch ein hervorragender Ingenieur sein kann. Sicherlich wären von allen großen Ingenieuren der Jetztzeit wohl kaum ein Zehntel ohne weiteres brauchbare Schlosser. Es bedeutet ein völliges Verkennen der Bedeutung der Arbeitsteilung und ein nutzloses Überbürden des schon schwer mit Lernstoff belasteten Maschinenbaubeflissenen, wenn man ihm zumutet, alle beim Maschinenbau notwendigen Hantierungen selbst zu erlernen. Das ist überhaupt an sich nicht möglich. Und, das zugegeben, ist es im übrigen nur noch Willkür, wo da die Grenze zu ziehen ist. Außerdem ist das erforderliche Maß handwerksmäßiger Kenntnisse für die verschiedenen Arten der Ingenieure verschieden. Der Betriebs-Ingenieur braucht als unmittelbarer Werkstatt-Leiter ein erheblich größeres Maß rein handwerksmäßiger Kenntnisse, ja Fertigkeiten, als der Konstruktions-Ingenieur, der sicherlich über allzu kleinlichen handwerksmäßigen Rücksichten die weiteren Zwecke seines Schaffens vernachlässigen würde. Da es aber in den seltensten Fällen möglich und niemals zweckmäßig ist, von vornherein eine bestimmte Sonder-Laufbahn ins Auge zu fassen, so folgt daraus die Notwendigkeit, dem angehenden Ingenieur eine möglichst vielseitige, aber nicht einseitig handwerksmäßige Bildung zu geben. Diese kann im Bedarfsfall später immer noch erfolgen.