Zusammenfassung
Der dickflüssige Terpentinbalsam, welcher über 38 Proz. Terpentinöl enthält, sammelt sich in Hohlräumen, oder besonderen Harzgängen unter der Rinde der Coniferen an, fließt durch Einschnitte in die Rinde aus und wird in besonderen, am Fuße des Baumes eingeschnittenen Becken oder darunter gestellten Schüsseln aufgefangen. Aus einer Lösung von Harz (Kolophonium) in Terpentinöl bestehend und meist durch unlösliche Beimengungen getrübt, wird er eingesammelt und in besonderen Anstalten durch Destillation mit Wasser oder Wasserdampf zu Terpentinöl und Kolophonium verarbeitet. Diese Art Gewinnung ist in den coniferenreichen Gebirgsländern Europas, nämlich in Frankreich, Österreich-, Ungarn, Deutschland, Skandinavien, dem europäischen Rußland, hauptsächlich aber in Amerika heimisch. Bis vor dem europäischen Kriege waren die vorwiegendsten Produktionsländer für Terpentinöl Amerika und Frankreich, sodann Rußland, Österreich-Ungarn, Schweden, Norwegen und Griechenland, während in Deutschland davon nur wenig gewonnen wurde1).
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Literatur
Über Geschichte und Einzelheiten vgl. Gildemeister u. Hoffmann: Die ätherischen Öle, Berlin 1910 bis 1916, Jul. Springer. — Über die Terpentinölgewinnung in Deutschland und Vorschläge zur Erzielung einer Ausbeute, die über die jetzt gewonnene von ca. 12% hinausgeht, vgl. Wislicenus: Zeitschr. f. angew. Chemie 1916, 53.
Daß im Terpentinöl Camphen von vornherein enthalten ist, wurde schon durch die Arbeiten von Armstrong u. Tilden, von Bouchardat u. Lafont wahrscheinlich gemacht. Im Laboratorium von Schimmel & Co. wurde jedoch der Beweis hierfür, und zwar derart erbracht, daß eine aus amerikanischem Terpentinöl erhaltene Fraktion von 160 bis 161 ° C nach dem Bertramschen Verfahren mit Eisessig und Schwefelsäure Isobornyl-acetat ergab, während ein aus Pinennitrosochlorid abgeschiedenes Pinen nicht in gleicher Weise reagierte. — Golubeff erhielt aus der bei 162° C siedenden Fraktion eines russischen Terpentinöls durch Ausfrieren ein optisch aktives Camphen von Schmp. 30° C und Sdp. 159° C. (Vgl. hierzu: Ber. d. chem. Ges. 12, 1754; Compt. rend. 1891, 551; Jahresber. f. Chemie 1887, 72; Bericht von Schimmel & Co., Okt. 1897; ferner Golubeff: Chem. Centralbl. 188, 2, 1622).
Riban: Annales d. Ch. (5) 6, 12.
Riban: 1. c. Brühl: Ber. d. chem. Ges. 25, 153; Schuff: Ann. d. Ch. 220, 94.
Die Einwirkung konzentrierter Schwefelsäure auf Pinen kann zu Camphen oder zu Bornylschwefelsäure C20H32H2SO4 führen. Letztere gibt beim Erhitzen mit alkoholischer Kalilauge Borneol; Bouchardat u. Lafont erhielten auch 1-Fenchylalkohol. Doch ist es nicht sicher, ob nicht Camphen und Borneol, evtl. nur ersteres vorgebildet, im Terpentinöle enthalten sind. (Vgl. Lafont: Annales d. Ch. 6, 15, ferner Compt. rend. 1897, 111.
Ertschilcowsky: Journ. d. russ. chem. Ges. 28, 132.
Weder Camphen noch Dipenten gibt ein Pikrat, weshalb die Reaktion charakteristisch ist. Vgl. hierzu Bouchardat u. Lafont: Compt. rend. 1897, 111 und Bull, de la. Soc Ch. 46, 117; Journ. of the chem. Soc. 63, 1388.
Über die Terpentinöl- und Harzgewinnung in Polen vgl. den Artikel von Hermann Schelenz in Zeitschr. f. angew. Chemie 1, 249 (1916).
Vgl. über die Zusammensetzung der Kienöle: Wallach: Ann. d. Ch. 330, 240 u. f.; Tilden: Jahresber. f. Chemie, 1878, 389; Atterberg: Ber. d. chem. Ges. 10, 1202; Flawitzky: Journ. d. russ. chem. Ges. 10, 308, Ber. d. chem. Ges. 20, 1956; Aschan u. Hjelt: Chem. Ztg. 1894, 1566, 1699, 1800. — Das russische Terpentinöl siedet nach Tilden zwischen 168 und 180° C und enthält neben wenig Essigsäure und empyreumatischen Stoffen d-Pinen, ferner ein zwischen 171 und 172° C siedendes Terpen, Cymol und kleine Quantitäten hochsiedender verharzender Kohlenwasserstoffe. — Wallach gibt über die Zusammensetzung des russischen Terpentinöls an, daß er aus einer mehrfach rektifizierten, zwischen 180 und 183° C siedenden, durch Alkali von den darin enthaltenen Phenolen befreiten Fraktion, welche den Hauptanteil des Öls enthielt, durch Bromieren Dipententetrabromid isolieren konnte, aber daneben noch einen anderen Kohlenwasserstoff und Pinen fand. Als wesentlichen Anteil der zwischen 170 und 180° C siedenden Fraktion des russischen Terpentinöls betrachtete Wallach das Sylvestren, dessen Isolierung ihm durch das bei 72° C schmelzende Dichlorid gelang. (Ann. d. Ch. 230, 245.)
Ber. d. chem. Ges. 10, 1202 (1877).
Wallach: Ann. d. Ch. 230, 241 (1885).
Wallach: Ann. d. Ch. 330, 243.
Die meisten Terpene geben, in Eisessig oder in Essigsäureanhydrid gelöst, mit wenig konzentrierter Schwefelsäure Farbstoffreaktionen. Für manche dieser Kohlenwasserstoffe sind sie sehr scharf. (Wallach: Ann. d. Ch. 239, 3; 238, 87; 252, 149.)
Vgl. Ber. d. chem. Ges. 28, 648.
Ber. d. chem. Ges. 12, 1133; Jahresber. f. Ch. 1878, 79.
Wallach: Ann. d. Ch. 245, 251 u. f. (1888). Camphen gibt mit Amylnitrit, Eisessig und Salzsäure kein Nitrosochlorid. Vgl. auch Ann. d. Ch. 268, 198 (1891).
Wallach: Ann. d. Ch. 245, 253 und 252, 130.
Vgl. Marcusson: Chem. Ztg. 1900, 966 und Grimaldi: ibid. 1907, 1145.
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Klimont, I.M. (1921). Das Ausgangsprodukt Terpentinöl. In: Der Technisch-Synthetische Campher. Chemische Technologie in Einzeldarstellungen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-26407-2_2
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