Das Weben

Zusammenfassung

Ein Gewebe ist eine Verbindung zweier Systeme von Fäden, die sich rechtwinkelig kreuzen und verschlingen. Das eine System, welches von Anfang an für die ganze Länge des Gewebes aus lauter parallelen Fäden fertig vorgerichtet wid, heiß die Kette, das andere der Schuß oder Einschlag. Letzterer stellt einen fortlaufenden Faden oder eine Anzahl derselben dar, welche hin- und wiederkehrend einmal von links nach rechts, dann von rechts nach links, hierauf wieder von links nach rechts u. s. w. die Kettenfäden durchziehen. Von den Geweben unterscheiden sich die gewirkten und spitzenähnlichen Waaren dadurch, daß man diese entweder aus Kettfäden mit schräglaufend durchflochtenen Eintragfäden oder nur aus ausgespannten Kettfäden oder endlich auch nur aus einem einzigen in wellen- oder schlangenförmigen Krümmungen fortlaufenden Faden bildet, indem durch mannichfache eigenthümliche Verschlingungen zusammenhängende Schleifen oder Maschen hergestellt warden.

So schauet mit bescheid’nem Blick

Der ewigen Weberin Meisterstück,

Wo Ein Tritt tausend Fäden regt,

Die Schifflein hinüber, herüber schießen,

Die Fäden ungesehen fließen,

Ein Schlag tausend Verbindungen schlägt.

Das hat sich nicht zusammengebettelt,

Sie hat’s von Ewigkeit angezettelt,

Damit der ewige Meistermann

Getrost den Einschlag wersen kann.

Goethe.