Zusammenfassung
Die Willensfreiheit gehört nicht bloß zu den umstrittensten, sondern viel mehr noch zu den gefürchtetsten Problemen der Philosophie und greift weit über deren erkenntnistheoretische Interessen hinaus bis in die Gebiete der ethischen Lebensauffassung, der sozialen Rechtsordnung und der Religion. Innerhalb der antiken Philosophie wird, im Streite gegen die Stoa mit ihrem starken Kausalitätsbewußtsein, eine absolute Willensfreiheit zuerst von Epikur vertreten. In der patristischen Periode des Christentums taucht sie von neuem auf; besonders schroff vertritt hier Augustinus 1) das Prinzip einer vorn Intellekt unabhängigen und ihn ohne bewußte Gründe in der Entscheidung meisternden Freiheit des Willens, und in demselben extremen Sinne hat in der Scholastik Duns Scotus die Willensfreiheit als grundlose Willkür nachhaltig zur Geltung gebracht. Sie hat sich ausgewachsen bis zu einem systematischen Voluntarismus, der dem Willen in unbeschränkter Freiheit die entscheidende Führung in allem menschlichen und außermenschlichen Leben zuspricht.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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v. Kern, B. (1914). Einleitung: Die Gegensätze in dem Problem der Willensfreiheit. In: Die Willensfreiheit. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-26018-0_1
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