Zusammenfassung
Die großen Entdeckungen der modernen Bakteriologie hatten eine Gegenbewegung zur Folge, bei welcher der von den strengen Bakteriologen vernachlässigte Faktor, der befallene Organismus, in seiner ätiologischen Bedeutung für das Zustandekommen der Infektionskrankheit wieder mehr in den Vordergrund trat. Es kann kein Zweifel sein, daß auch heute noch, ja mehr als je, die Teilnahme an Fragestellungen dieser Art lebendig ist und daß die Klärung der Begriffe „Disposition“ und „Konstitution“ die Lebensarbeit hervorragender Forscher bildet. Der Dispositionsbegriff hat gewissermaßen zwei Quellen, aus denen ihm unverwüstliches Leben gespendet wird. Die eine Quelle ist eine gedankliche, ein logisches Postulat, gegründet auf die Tatsache, daß der Organismus nach dem Eindringen der Krankheitserreger die spezifischen krankhaften Produkte aus seinem Bestande schafft. In der Tat drängt sich hier die Vermutung unmittelbar auf, daß der lebendige, reaktionsfähige Organismus lebhaften Anteil nehmen wird an der Entstehung wie an der Überwindung der Krankheit. Die andere Quelle ist die Erfahrung; es sind die Ergebnisse der klinischen und anatomischen Beobachtung. Allerdings gehen die Ansichten über den Wert der einzelnen Beobachtungsergebnisse weit auseinander.
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Referenzen
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Zieglers Beiträge z. allg. Path. u. pathol. Anat.50, 398. 1911.
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Beitzke, Infektionswege der Tuberkulose (Lubarsch-Ostertag 14, 284. 1910).
Dtsch. med. Wochenschr. 1909, Nr. 40.
Dtsch. Arch. f. klin. Med. 64, 58. 1899.
a. a. O.
Bacmeister, Die Entstehung der menschlichen Lungenphthise. Springer, Berlin 1914.
Ich halte es doch für wenig wahrscheinlich, daß Fibrin, Erythrocytenhüllen, Leukocytengranula (Kahn) in entscheidendem Maße zu Täuschungen Anlaß gegeben haben (s. Bacmeister, a.a.O. S. 26).
Lubarsch, Virchows Archiv 213, 224ff. 1913. Lubarsch bemerkt ausdrücklich, daß mit den klinischen, durch anatomische Befunde unterstützten Beobachtungen am besten die Annahme vereinbar sei, daß die Verschleppung der Tuberkelbacillen auf dem Blutwege nicht in Schüben stattfindet, sondern daß sie zum mindesten in vereinzelten Exemplaren fortwährend im Blute kreisen.
Auch andere eigene Erfahrungen lehren, daß die in die Blutbahn gebrachten Tuberkelbacillen rasch seßhaft werden. A. a. O. S. 39 u. S. 51 des S. A.
In der obenerwähnten unter Rickers Leitung entstandenen Habilitationsschrift: Tuberkulose und Blutströmung.
Fabian, Bibliotheca medica Abt. C, H. 18. 1904.
Vielleicht unter der Einwirkung eines Fermentes, das ans den ihrer regelrechten Beziehungen zur Blutflüssigkeit beraubten und infolgedessen rasch zerfallenden mehrkernigen Blutzellen ensteht.
S. Lubarsch, a. a. O.
Arch. f. d. ges. Physiol. 97, 105. 1903.
Hasebroek, Über den extrakardialen Kreislauf des Blutes usw. Fischer, Jena 1914.
S. Hürthle, Arch. f. d. ges. Physiol. 147.
Verhandl. d. Kongr. f. inn. Med. 26. 1909 u. Zeitschr. f. experim. Pathol. u. Ther. 5. 908.
Zit. nach Hasebroek, a. a. O.
Dtsch. Arch. f. klin. Med. 89, 132. 1907.
Virchows Archiv 199. 1909 u. 202. 1910. S. auch Ricker, Relationspathologie und die daselbst angeführten Arbeiten seiner Schüler.
Siehe Natus, a, a. O. 199, 79.
Arch. f. Anat. u. Physiol. Physiol. Abt., Supplement 1899, S. 477.
Nach Hasebroek (a. a. O. S. 22) sagt Hürthles Schüler Schäfer: „Das Poiseuillesche Gesetz gilt nicht für den Tierkörper.“ Leider ist nicht zu ersehen, wo das steht; das Zitat bei Hasebroek ist unrichtig.
a. a. O. S. 29–30.
„Tuberkulol B (Präparat von Landmann) stellt die wässerigen Extrakte dar, welche durch fraktionierte Extraktion der Bakterienleiber bei schrittweise steigender Temperatur gewonnen werden und welche also die bei niederer Temperatur gewinnbaren Extrakte in völlig unveränderter Form enthalten, daneben aber auch die nur bei höherer Temperatur darstellbaren Endotoxine“ (Ricker und Goerdeler, a, a. O. S. 38).
a. a. O. S. 47.
Münch. med. Wochenschr. 1908, S. 2022.
Münch. med. Wochenschr. 1920, Nr. 4.
Virchows Archiv 197, 332. 1909.
Über die bereits auf der Naturforscherversammlung in Könisberg 1910 von mir kurz berichtet worden ist.
Arch. f. experim. Pathol. u. Pharmakol. 10, 54. 1879.
Vgl. Jores, Dtsch. Arch. f. klin. Med. 87. 1906. Durch mechanische Bronchialschleimhautreizung gelang es J. circumscriptes Lungenödem hervorzurufen, was Hyperämie in dem betreffenden Bezirk voraussetzt.
Siehe Verhandl. d. Gesellsch. deutscher Naturf. u. Ärzte. II. Teil, 2. Hälfte. S. 83–84.
Siehe darüber Cloetta, Arch. f. experim. Pathol. u. Pharmakol. 66, 409. 1911.
Cloetta, a. a. O.
Hess, Dtsch. Arch. f. klin. Med. 106, 478. 1912.
Nach brieflicher Mitteilung von Herrn Prof. H. Winterstein in Rostock ist eine solche Berechnung ohne direkte Bestimmung der Größe der O-Aufnahme überhaupt nicht durchführbar (wegen der Möglichkeit einer Änderung der O-Ausnutzung und des davon abhängigen Druckgefälles).
Zit. nach Cloetta und Naturforscherversamml. 1911, ferner Med. Klin-1912, Nr. 51, S. 2088.
Siehe darüber Cloetta, a. a. O., ferner Romanoff, Experimente über die Beziehungen zwischen Atmung und Kreislauf. Arch. f. experim. Pathol. u. Pharmakol. 64, 183. 1911 und die daselbst angegebene Literatur.
Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. 27, 322. H. 3.
Siehe Hasebroek, a.a.O. S. 226.
Bacmeister, Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. 23, 583. 1911 u.
Bacmeister, Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. 26, 630. 1913; ferner Die Entstehung der menschlichen Lungenphthise. Springer, Berlin 1914. Daselbst die gesamte Literatur.
a. a. O. 26, 650.
In meiner oben zitierten experimentellen Arbeit ausführlich dargestellt.
a. a. O. 23, 631.
Siehe Tuberkulose und Blutströmung, Habilitationsschrift. S. 68.
Näheres bei Schlüter, Die Anlage zur Tuberkulose. Leipzig u. Wien 1905.
Siehe Dtsch. med. Wochenschr. 1906, Nr. 29 u. 30; Ver. f. inn. Med., Berlin.
Da diese Dinge in einem gewissen Zusammenhange mit unserem Thema stehen, sei kurz hierauf eingegangen. Kuhn legt den Hauptnachdruck auf die Beeinflussung der Lymph Strömung, da die Blut Strömung als solche für das Haften bzw. die Weiterverbreitung der Krankheitserreger nach seiner Ansicht nur eine untergeordnete Bedeutung hat. Ich halte im Gegensatz dazu, wie aus meinen oben gemachten Ausführungen hervorgeht, den Charakter der Blutströmung besonders für das Haften, aber auch für die Weiterverbreitung der Krankheits-erreger, für sehr bedeutungsvoll. — Wenn Kuhn ferner meint, daß in den erweiterten Capillaren sowohl in atelektatischen Gebieten als auch in solchen, die unter Saug Wirkung stehen, das Blut langsamer strömen muß, so bringt er dafür keinen Beweis. Verstopfte er einen Bronchus, so sah auch er Hyperämie eintreten (Münch. med. Wochenschr. 1907, Nr. 16). Sollte für diese die Saugwirkung der Atmungsmuskulatur tatsächlich die Hauptursache sein, was zweifelhaft ist, so kann man diese Hyperämie doch auf keinen Fall eine Stauungshyperämie nennen, wie Kuhn es tut. Wodurch sollte die Stauung zustande kommen? Es ist ja gar kein Stromhindernis da. Daß aber die Weite der Capillaren an sich keinen sicheren Maßstab für die in ihnen herrschende Stromgeschwindigkeit gibt, weder in dem einen noch in dem anderen Sinne, das glaube ich, oben genügend hervorgehoben zu haben. (Vgl. Kuhn, a. a. O., ferner Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. 17, H. 3, ferner Therap. Monatshefte 1910, H. 8 u. 9 und „Die Lungensaugmaske in Theorie und Praxis“, Springer, Berlin 1911.)
Nur so ist auch der etwas anspruchsvolle Titel seines Buches „Das Tuberkuloseproblem“ (Springer, Berlin 1920) zu verstehen, worunter man sich zunächst bei der Fülle der Tuberkuloseprobleme, die es gibt, nichts Rechtes vorstellen kann.
a. a. O. S. 29.
a. a. O. S. 121.
a. a. O. 8. 84.
Deren Bedeutung schon früher extreme Kontagionisten wie Cornet vergeblich herabzusetzen suchten.
Siehe v. Hayek, a.a.O. S. 59.
a. a. O. S. 149.
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Meinertz, J. (1920). Experimentelle Grundlagen der Disposition zur Tuberkulose. In: Festschrift zum 70. Geburtstage. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-25787-6_9
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