Zusammenfassung
Die von W. Roux begründete Entwicklungsmechanik, der ich mit vielen anderen Forschern seit ihrer Einführung in die Wissenschaft (1885) viel Interesse und Arbeit gewidmet habe, ist nicht ohne weiteres der „experimentellen Biologie“ oder „experimentellen Morphologie“ gleichzustellen. Auch die von G. Wolff und H. Driesch angewandte Bezeichnung „Entwicklungsphysiologie“ für diese Forschungsrichtung wird von Roux abgelehnt. Roux hat den Namen „Entwicklungsmechanik“ nach einer Besprechung mit dem Breslauer Physiologen Heidenhain gewählt und diese Forschungsrichtung erklärt als die Lehre von den Ursachen der organischen Gestaltungen, somit die Lehre von den Ursachen der Entstehung, Erhaltung und Rückbildung dieser Gestaltungen. Die Anwendung des Wortes „Entwicklungsmechanik“ zur Bezeichnung der ursächlichen Lehre dieses ganzen Gebietes geschieht nach dem Prinzip: a potiori fit denominatio, denn die Entwicklung der organischen Gestaltungen umfaßt die Hauptvorgänge und die Hauptprobleme des organischen gestaltenden Geschehens. Die Bezeichnung „Mechanik“ für diese Lehre ist statthaft, weil man seit Spinozas und Kants Definition des Mechanismus jedes der Kausalität unterstehende Geschehen als „mechanisches Geschehen“ bezeichnet.
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Barfurth, D. (1920). Entwicklungsmechanik und Kausalitätsbegriff. In: Festschrift zum 70. Geburtstage. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-25787-6_1
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