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Zusammenfassung

Wenn man vom Rothhornsattel eine gerade Linie nach Westen zieht, so fällt sie ziemlich genau auf die Griinhornlücke, einen neuen, hohen und stark vergletscherten Sattel. Er bildet gleichsam das Thor zum Aletsch-Eismeer, dem gewaltigsten der Alpenwelt, dessen eigentlicher Beherrscher, das Aletschhorn, mit seinen 4207 Metern (12,950 Par. Fuss) der nächste Rivale des Finsteraarhorns ist; an den nordwestlichen Wurzeln des Eismeers thront die Jungfrau mit 4167 Metern (12,827 Fuss). Zwischen Rothhornsattel und Grünhornlücke breitet sich der Viescher Gletscher in bedeutendem Umfange aus. Im Norden ist er begrenzt durch das Finsteraarhorn und den hohen Berggrat, der vom Könige der Berner Alpen nach den Grindelwaldner Viescher Hörnern hinüber führt. Diesem Grat entsteigt in nächster Nachbarschaft des Finsteraarhorns das Agassizhorn mit 3950 Metern (12,158 Fuss), dann das grosse Viescher Horn mit 3873 Metern (11,921 Fuss). Bei den Grindelwaldner Viescher Hörnern angelangt, biegt der Grat beinahe im rechten Winkel nach Süden ab und stösst sofort die Viescher Hörner selbst hervor, deren nicht weniger als drei die Höhe von 4000 Metern überschreiten. Diese südwärts laufende hohe Firnkette endigt bei der Grünhorulücke, um sofort wieder sich in einem ungeordneten Haufen imposanter und reich von Gletschern durchwirkter Berggipfel zu erheben, nämlich in den Walliser Viescher Hörnern oder (wie wir sie auch künftig nennen wollen) den Walcher Hörnern, für deren höchstes man früher das wenig über 3700 Meter reichende Wannehorn hielt, während die Dufour’sche Karte den „Kamm“ und einen Ungenannten über 3800 und einen zweiten Ungenannten sogar auf 3905 Meter (12,019 Fuss) steigen lässt. Trotz der verworrenen Lage der Walcher Hörner zu einander erkennt man doch in ihrem Grundstock eine bestimmte Richtung, oder vielmehr ihrer zwei. Zunächst von der Grünhornlücke weg folgt diese Kette dem von den Viescher Hörnern gegebenen Impuls bis zum Wannehorn, und der Hauptzug geht auch von da an, dem grossen Aletschgletscher entlang, nach Süden weiter. Vom Wannehorn biegt jedoch ein Zweig nach Osten ab und wendet sich bald sogar nach Nordosten um, direct dem Rothhorn zu, dem gegenüber am Rothliornsattel die mehrerwähnte, von Norden herabkommende Kette des Finsteraarhorns in Gestalt des rothen Eckens erstirbt. So scheint der Viescher Gletscher in beinahe eirundem Kreise von den drei Ketten des Finsteraarhorns, der Viescher Hörner und der Walcher Hörner eingeschlossen zu sein; allein er scheint es nur, denn zwischen dem Rothhorn und dem nordöstlichen Ausläufer der Walcher Hörner erzwingt er sich einen Durchpass. Kaum ist er im Süden des Rothhorns angelangt, so stösst zu ihm der von der östlichen Abdachung des Finsteraarhorns, vom Studerhorn und Oberaarhorn kommende namenlose Gletscher, den wir am gestrigen Abend passirt haben; die beiden Eisströme vermengen ihre Fluthen, schütteln sehr bald allen bisher getragenen Schnee ab und treiben in wilder Nacktheit, von Klüften und Schründen wie kleingehackt, als eine schmale grüne Schlange nach Süden weiter, zwischen der Trift im Westen und dem Wasen- und Setzenhorn östlich hindurch, um nach einer letzten barschen Biegung dem Viescher Thal zuzueilen und da in zwei Armen, nicht unähnlich dem geöffneten Schlangenrachen, auszuziingeln.

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© 1863 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Roth, A. (1863). Das Horn. In: Finsteraarhornfahrt. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-25783-8_4

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