Zusammenfassung
Die durch plastische Verformung in der Kälte verfestigten Metalle und Legierungen befinden sich in einem Zwangszustand, der einem höheren Energiegehalt als dem der weichen Metalle entspricht und ther-modynamisch unbeständig ist. Das folgt bereits aus der in der Vorlesung VI erörterten Tatsache, daß die kaltgereckten Metalle immer mit inneren Spannungen behaftet sind, wie sich das etwa aus dem Röntgenbild oder aus der Krümmung der Gleitlamellen ergibt. Diese mechanischen Verspannungen bedingen eine zusätzliche mechanische Spannungsenergie; die Spannungen sind bestrebt, sich abzugleichen, wobei dann das Metall die Spannungsenergie verlieren würde. Daß ein kalt-gerecktes Metall einen höheren Betrag an innerer Energie enthält, wird unmittelbar dadurch bewiesen, daß es eine höhere Lösungswärme, etwa in Säuren, aufweist. Bei der Erhitzung auf höhere Temperaturen, bei der das durch Kaltreckung verfestigte Metall, wie wir sehen werden, in seinen natürlichen Zustand zurückkehrt, wird eine zwar geringe, aber doch mit aller Sicherheit nachgewiesene Wärmemenge entwickelt. Der sicherste und unmittelbarste Beweis für die geringere thermo-dynamische Beständigkeit des kaltgereckten und verfestigten Zustandes dem natürlichen weichen gegenüber wird jedoch dadurch erbracht, daß das elektrochemische Potential des verfestigten Metalles etwas unedler ist.
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Masing, G. (1940). Rekristallisation. In: Grundlagen der Metallkunde in anschaulicher Darstellung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-25696-1_8
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