Das Kind nach der Geburt

Zusammenfassung

Der schönste Lohn für alle Mühen, Beschwernisse und Gefahren jeder Schwangerschaft und Entbindung ist die Geburt eines gesunden Kindes. Unser ganzes Sinnen und Trachten muß darum darauf gerichtet sein, die Gesundheit des neuen Erdenbürgers zu erhalten und zu fördern. Wie weit das durch die Pflege im kleinen und durch allgemeinhygienische Fürsorgemaßnahmen im großen möglich ist, wird in den folgenden Abschnitten des Buches zu schildern sein. Die Hebamme steht in vorderster Linie in diesem Kampf gegen die Gefahren, die dem Neugeborenen aus den Unbilden der mit der Geburt in Erscheinung tretenden neuen Umweltbedingungen und oftmals auch aus einer fehlerhaften pflegerischen Betreuung erwachsen; denn ihrer Obhut ist, wie gleich noch zu zeigen sein wird, das junge Kind in der Zeit besonderer Lebensgefährdung anvertraut. Sie wird dieser schweren Aufgabe nur gerecht werden können, wenn sie von dem Gedanken beseelt ist, daß das Kind nach der Geburt nicht am Rande des Interesses. stehen, sondern in den Mittelpunkt des Geschehens neben die Wöchnerin treten muß. Nur diese Einstellung wird sie in vielen kritischen Situationen die richtige Entscheidung treffen lassen,. wenn es gilt, dem Wohle des Kindes mit Maßnahmen zu dienen, die für die Mutter vielleicht Unbequemlichkeiten oder gar gewisse Gefahren mit sich bringen. So ist z. B. nicht zu verstehen, wenn ein junger Säugling ohne ganz triftigen Grund von der Mutterbrust abgesetzt wird. Die bösen Folgen eines solchen unbedachten Schrittes zeigen sich oft erst viel später und sind dann nicht mehr abzuwenden. Die pflichttreue Hebamme wird vielmehr ihren ganzen Einfluß geltend machen, um — schon bei der Schwangerenberatung — den Stillwillen zu festigen. Keine Mutter wird sich einer solchen zielbewußten und mit einem gewissen Fanatismus betriebenen Propaganda verschließen, wehn sie überzeugt wird, daß Gesundheit und Leben ihres Kindes auf dem Spiele stehen.