Zusammenfassung
Die Betrachtung der unter diesem Namen zu erörternden Krankheitsbilder muß unter einem einheitlichen Gesichtspunkte erfolgen. Zwar haben scheinbar die Erkrankungen, die wir als Hysterie und Neurasthenie zu bezeichnen pflegen, in ihren ausgeprägtesten Formen kaum etwas miteinander gemeinsam. Ein ängstlich zurückgezogen lebender Neurastheniker, der seine Zwangsvorstellungen und seine Angst scheu in sich und vor der Öffentlichkeit verbirgt, und ein explosiv reizbarer Hysterischer, der durch lautes und aufdringliches Jammern und Aufzählen seiner zahlreichen Beschwerden der Mittelpunkt allgemeinen Mitleids zu werden bestrebt ist, unterscheiden sich so weit voneinander, daß es auffällig erscheinen muß, sie als Typen einer und derselben krankhaften Veranlagung aufzufassen. Untersucht man aber eine große Anzahl von Fällen, so stellt sich heraus, daß sich Übergänge so häufig finden, daß sich neurasthenische Beschwerden mit hysterischen Stigmaten und hysterische Krämpfe mit allgemeinen neurasthenischen Klagen so häufig verbinden, daß an ihrer engen Verwandtschaft kein Zweifel obwalten kann. Die scharfen Grenzen verwischen sich um so mehr, je häufiger wir den Symptomen des einen Krankheitsbildes auch bei dem anderen nachspüren. Nicht einmal die Vielgestaltigkeit der Hysterie und ihr, wie man es vielfach genannt hat, proteusartiges Wechseln, dem man früher besondere Bedeutung beimaß, ist eine regelmäßige Erscheinung der Hysterie.
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© 1909 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Aschaffenburg, G. (1909). Die psychasthenischen Zustände. In: Curschmann, H. (eds) Lehrbuch der Nervenkrankheiten. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-25432-5_8
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