Über die therapeutische Anwendung der galaktokinetischen Wirkung von nasal verabreichtem synthetischem Oxytocin

Zusammenfassung

Als galaktokinetischen Effekt bezeichnen wir die Wirkung des Oxytocins, welche mittels Kontraktion der myoepithelialen Zellen, die die Acini der Brustdrüsen umgeben, die Milch aus den Mammae auspreßt (vergleiche Schema). Wir wählten diese neue Bezeichnung, die genau abzugrenzen ist von der galaktopoetischen Wirkung, d. h. vom milchproduktionsfördernden Effekt des Prolaktins. Es ist für uns Geburtshelfer und Endokrinologen beschämend, feststellen zu müssen, daß dieser Effekt des oxytocischen Hypophysenhinterlappenhormons den Tierärzten schon längst bekannt ist, seit nämlich Ott und Scott 1910 feststellten, daß die intravenöse Injektion von Hypophysenhinterlappenextrakt bei der laktierenden Ziege die Milchmenge wesentlich steigert. Allerdings wurde anfänglich der Effekt des Oxytocins als ein galaktopoetischer angesehen. Erst Turner und Slaughter zeigten 1930, daß es sich um eine galaktokinetische Wirkung handelt. Sie nannten ihn den „let-down“-Effekt. Die Geburtshelfer interessierten sich jedoch nur für die uteruskontrahierende Wirkung des Oxytocins.