Zusammenfassung
Die Bedeutung des Substantivums „Sprachlogik“ bzw. des Adjekti-vums „sprachlogisch“ kann in mehrfachem Sinn aufgefaßt werden — und sie ist auch in den vielfach vorliegenden, aber stets nur vereinzelten, meist nicht kontinuierlich und nicht systematisch durchgeführten einschlägigen Untersuchungen verschieden aufgefaßt worden, ohne daß doch dabei die jeweils zugrunde gelegte Auffassung mit hinreichender Klarheit zum Ausdruck käme2. Es ist darum fürs erste nötig, klarzustellen, in welchem Sinne hier der Terminus „Sprachlogik“ verstanden werden will.
„Erkenntnis beruht auf der Bezeichnung, auf der Darstellung, auf der Sprache. Darum muß sich eine Untersuchung der Erkenntnis an der Sprache vollziehen“ (Victor Kraft: Der Wiener Kreis. Der Ursprung des Neopositivismus, Wien 1950, Seite 175)
Die nachstehenden Ausführungen, die einem größeren systematischen Zusammenhang angehören, behandeln einige grundsätzliche Fragen einer in Arbeit befindlichen Sprachtheorie und ihrer Anwendungsmöglichkeiten. Wegen des beschränkten Raumes muß manches hier nur Angedeutete an dieser Stelle unausgeführt bleiben, was dort seine ausführliche Darstellung und Begründung finden soll. Aus dem gleichen Grund wurden die Anmerkungen und bibliographischen Hinweise auf das Allernotwendigste beschränkt.
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Literatur
Im deutschen Sprachbereich sind Untersuchungen und Analysen, die unter den Begriff der Sprachlogik fallen, äußerst selten anzutreffen. Eine sprachlogische Analyse für die Behandlung philosophischer Probleme wird ausdrücklich gefordert und an Beispielen erläutert von B. Juhos in: Die Anwendung der logistischen Analyse auf philosophische Probleme. Methodos, Rivista Trimestrale di Metodologia e di Logica Simbolica 3, Nr. 10, 1951, und in: Die erkenntnisanalytische Methode. Zeitschr. f. philos. Forschung 6, H. 1, 1951.
Vgl. auch B. Juhos: Die Elemente der neuen Logik, § 39, S. 242 ff., (Sammlung „Die Universität“, Bd. 48. Frankfurt/Main-Wien: Humboldt-Verlag, 1954).
Vgl. auch die eingehenden sprachlogischen Erörterungen bei W. Stegmüller in: Metaphysik, Wissenschaft, Skepsis, S. 46 ff. Frankfurt/Main-Wien: Humboldt-Verlag, 1954,
und öfter — und die Analysen einzelner wichtiger Sprachausdrücke in W. Stegmüller: Sprache und Logik. Studium generale 9, H. 2, 1956, S. 57 ff.
Im angelsächsischen Sprachbereich liegen zahlreiche sprachlogische Einzel-, Untersuchungen vor — wie viele einschlägige Arbeiten in den philosophischen Fachzeitschriften „Mind“ (a Quarterly Review of Psychology and Philosophy), „Analysis“, Oxford: B. Blackwell, „Philosophy“ (The Journal of the Royal Inst, of Philos., London) und anderen zeigen. Zu dem (von unserem Begriff „sprachlogisch“ teilweise abweichenden) Terminus „Sprachlogik“ vgl. J. B. Rieffert: Logik, eine Kritik an der Geschichte ihrer Idee, in: Lehrbuch der Philosophie, hrsg. von M. Dessoir, Berlin 1925, und
F. Kainz: Psychologie der Sprache, 1. Bd.: Grundlagen der allgemeinen Sprachpsychologie, Stuttgart 1942, S. 142 f.
Zu den verschiedenen Formen der Logik siehe H. Scholz: Geschichte der Logik (Geschichte der Philosophie in Längsschnitten, hrsg. von W. Moog, Berlin 1931)
und I. M. Bochenski: Formale Logik (Orbis academicus, Problemgeschichten der Wissenschaft in Dokumenten und Darstellungen, Bd. III/2, Freiburg-München 1956).
K. Bühler: Sprachtheorie; die Darstellungsfunktion der Sprache, § 2, Jena 1934.
F. Kainz: Zum Aufbau der Sprache (Beiträge zur Einheit von Bildung und Sprache im geistigen Sein, Festschrift zum 80. Geburtstag von Ernst Otto, S. 328 ff.).
Siehe dazu die ausführliche, zusammenfassende Darstellung von W. Stegmüller: Das Wahrheitsproblem und die Idee der Semantik; eine Einführung in die Theorien von A. Tarski und R. Carnap. Wien: Springer-Verlag, 1957.
Es ist zweckmäßig, der im angelsächsischen Sprachbereich üblichen Unterscheidung zwischen „Proposition“, „Sentence“ und „Statement“ entsprechend, den Terminus „Proposition“ zu übernehmen, um den vieldeutigen und mit mancherlei historisch bedingten Mißverständnissen belasteten Terminus „Urteil“ zu vermeiden.
Siehe W. Stegmüller: Das Wahrheitsproblem und die Idee der Semantik; eine Einführung in die Theorien von A. Tarski und R. Carnap. Wien: Springer-Verlag, 1957 und die kurze Darstellung bei I. M. Bochenski: Die zeitgenössischen Denkmethoden, Abschn. III (Dalp-Taschen-bücher, Bd. 304).
Bei E. Husserl selbst tritt der Ausdruck „Bedeutungskategorien“ auf. Vgl. E. Husserl: Logische Untersuchungen, Bd. II. Halle a. d. Saale 1913.
Vgl. I. M. Bochenski und A. Menne: Grundriß der Logistik, § 1. Paderborn 1954.
Eine solche Auffassung siehe z. B. bei W. Burkamp: Logik, § 115, in: Die philosophischen Hauptgebiete in Grundrissen, hrsg. von A. Liebert, Berlin 1932.
Vgl. dazu I. M. Bochenski: Die zeitgenössischen Denkmethoden, S. 52 ff.
Dieser Terminus wurde, da Unklarheiten nicht zu befürchten waren, hier schon an früheren Stellen verwendet.
Vgl. dazu die Kritik am Ding-an-sich-Begriff bei B. Juhos: Die erkenntnisanalytische Methode. Zeitschr. f. philos. Forschung 6, H. 1, 1951, S. 45 f.,
und (ausführlicher) B. Juhos: Die Anwendung der logistischen Analyse auf philosophische Probleme. Methodos 3, Nr. 10, 1951, S. 86 ff.
Zitiert nach Kant’s Gesammelten Schriften, herausgegeben von der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften, Bd. IV, S. 314–315.
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© 1960 Springer-Verlag Wien
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Freundlich, R. (1960). Ziele und Methoden sprachlogischer Forschung. In: Topitsch, E. (eds) Probleme der Wissenschaftstheorie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-25138-6_1
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