Zusammenfassung
Wenn wir die bisherigen Kapitel noch einmal im einzelnen überblicken bevor wir versuchen, zur Konzeption einer allgemeinen Sozialpsychiatrie zu kommen — wobei wir übrigens jetzt schon sehen, daß wir wohl über die Psychiatrie hinaus zu einem weiteren Begriff greifen müssen —, haben wir folgendes Bild:
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Literatur
S. z. B. die ausgezeichnete Untersuchung über den ärztlichen Nachwuchs in der Österr. Ärztezeitung, 11, 517–521, 1956, von F. Haupt.
E. GLASER: Familie, Beruf, Freizeit. Wien, 1954.
H. Firnberg: Die Frau im Beruf, in: Die Frau, Mutter und Hausfrau in der modernen Gesellschaft. Wien-Graz: Kopfhammer. 1956.
Die Arbeiten des „kirchlichen Institutes für Sozialforschung“ zeigen, daß von Seite der katholischen Kirche die Bedeutung empirischer Sozialforschung voll erkannt wird.
L. Rosenmayr, dessen beide Arbeiten: Die Wiener Familie der Gegenwart, Ergebnisse soziologischer Forschung und deren Bedeutung für die psychische Hygiene, Wien. Z. Nervenhk., XIII, 337–369, 1957, und: Die Wirkung des Milieus auf den Arbeiter, aus: Die Kirche und die Welt. Wien: Herder, 1957, klassische Beispiele einer Zusammenarbeit der Soziologie und Sozialpsychiatrie sind.
M. Pfister-Ammende hat sehr klar beschrieben, wie eng dieser Indikationsbereich großer Analysen ist (Psyche, VI, 49–67, 1952). Unsere Erfahrungen decken sich vollkommen mit den von ihr niedergelegten.
Wir hoffen, diese Methode weiter ausbauen zu können. Derzeit ist eine Untersuchung vorgesehen, die von E. Sailer über das Verhalten berufstätiger Mütter während der Krankheit ihrer Kinder in der gleichen Art durchgeführt wird, wobei das Ergebnis mit den Psychotherapiepatientinnen unseres Ambulatoriums verglichen werden soll. Nach den ersten Erfahrungen gibt diese einfache Methode eine Aussicht, das „neurotische Sozialverhalten“ in seiner Phänomenologie und sozialen Relevanz kennen und verstehen zu lernen.
MARVIN K. OPLER, a. a. O.
Als Beispiel sei nur das vielzitierte Buch von J. C. Carothers: The African Mind, WHO Monography, Genf, 1953, erwähnt.
E. Sailer: Persönliche Mitteilung.
Das ganz ausgezeichnete Buch von J. A. C. Brown: Psychologie der industriellen Leitung. Rowohlts Deutsche Enzyklopädie, 30, 1957, gibt einen umfassenden Überblick über Geschichte und Situation dieser Bestrebungen.
A. Grotjahn: Soziale Pathologie. Berlin, 1923.
E. Gehrffeld: Sozialhygiene. Berlin: Gruyter. 1955.
Niedermmayer, a. a. O.
Das Buch von Maxwell Jones, Social Psychiatry, London, Tavistock Publ. 1953, demonstiert an dem Beispiel einer Psychopathenanstalt sehr schön die verschiedenen Ansatzpunkte und Möglichkeiten einer Gruppenarbeit, die vom Autor als Sozialpsychiatrie im eigentlichen Sinne aufgefaßt wird.
H. Knaus: Wien. med. Wschr., 107, 1, 1957.
Diese Feststellung gilt für ein Land mit einer starken Politisierung des ganzen sozialen und kulturellen Lebens. Aber auch hier gibt es, wie unsere bisherigen Erfahrungen gezeigt haben, bei sachlich korrekter und taktvoller Arbeit genug Bereiche, in denen die Grundtatsachen konfliktfrei gehalten werden können.
die Definition der Freiheit bei B. MALINOWSKY: Kultur und Freiheit. Humboldt, 1951.
Es ist ein verbreitetes Mißverständnis, der Psychoanalyse platten Sozialkonformismus vorzuwerfen. Robert Lindner hat in seinem Buch: Must You Conform New York: Reinhart, 1956, sogar etwas überspitzt betont, daß in erster Linie zu den Kriterien persönlicher Reife die Fähigkeit zur Rebellion gehöre. Der Begriff der Rebellion ist wohl besser zu interpretieren als freie, unabhängige Selbstverantwortung, die aus einer persönlichen Harmonie entspringt. Ich weiß mich mit F. HACKER (persönliche Mitteilung) einig, daß der Vorwurf des Sozialkonformismus viel mehr den neoanalytischen Schulen wie z. B. KAREN HORNES’S gilt.
Es ist gesetzmäßig zu beobachten, daß psychologisches Verständnis so weit geht, bis ein auffälliges Verhalten irgendeiner Gruppe eine narzißstische Kränkung für die anderen darstellt; dann kommt der Ruf nach Gewalt. Dabei stützt man sich in der Regel auf die unzweifelhafte Beobachtung, daß unter dem Druck totalitärer Regierungen oder den Schrecken eines Krieges z. B. die Neurosen zurückgehen. Mitscherlich (zitiert nach C. BONDY: Beziehungen zwischen Gesellschaftsgefüge und Neurose. Psyche, IX, 81–90, 1955) hat meines Erachtens aber mit Recht darauf hingewiesen, daß das scheinbare Rückgehen echter Neurosen unter solchen Umständen durch echte Organschäden psychogener Art erkauft würde.
Dabei ist noch der Vorteil, daß der Planungsgedanke einen starken Anreiz für positive Zusammenarbeit von Gruppen bedeutet. „Kein Gebiet ist so geeignet wie der Städtebau und die Landesplanung, um dem Staatsbürger durch seine eigene Mitarbeit deutlich zu machen, welche große Vorteile es für den einzelnen wie für alle hat, wenn alle Einzelleistungen auf ein Ganzes hinstreben.“ (Prof. JENSEN, Kiel, in: Demokratische Stadt-und Landesplanung. Tübingen: E. Wasmuth. 1956.)
Jene Punkte, die V. E. Frankl (Wien. med. Wschr., 105, 772–776, 1955 ) als typisch für kollektive Neurosen beschrieben hat. Provisorische Daseinshaltung, fatalistische Lebenseinstellung, kollektivistisches Denken und Fanatismus sind in diesem Zusammenhang wichtig. Frankl selbst hat diese Phänomene aber als paraklinisch bezeichnet. Sie sind in ihrer Komplexität kaum direkt angehbar.
M. Pflanz: Aufgaben und Ziele sozialwissenschaftlicher Forschung in der Medizin. Dtsch. öff. Gesdh.dienst, 18, 319–327, 1956.
Die Rolle empirischer Sozialforschung, wie sie vor allem die amerikanische Soziologie kultiviert, kann nicht genug unterstrichen werden. Siehe H. STROTzKA: Die Bedeutung empirischer Sozialforschung für eine Sozialpsychiatrie. Wien. Z. Nervenhk., im Ersch.
An vielen Stellen der Welt wird intensivste Arbeit an der Gruppendynamik geleistet. Ann Arbor, die Tavistock Clinic in London stehen hier nur symbolisch für eine weltweite Tendenz.
GERALD CAPLAN (mimeographierte Denkschrift, die ich wie viel Material und Rat Dr. BUCKLE von der WHO verdanke) hat mit Recht auf die Bedeutung solcher Schlüsselpersonen, die oft zum „Träger“ psychischer Krankheit werden (wie Bakterienträger in der allgemeinen Hygiene), hingewiesen.
J. L. Moreno: Sociatry. Journal of Group and Intergroup Therapy, 1948.
In dem vorbildlichen „Netherlands Institute for Preventive Medicine“, das unseres Erachtens ein ideales Modell eines Forschungsinstitutes auf unse rem Gebiet darstellt, hat sich der Ausdruck Soziatrie bereits voll eingebürgert. 8 LE Box: Psychologie der Massen. Kröners Taschenausgabe.
Ortega Y Gasset: Der Aufstand der Massen, rde, 1956.
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Strotzka, H. (1958). Schluß und allgemeine Soziatrie. In: Sozialpsychiatrische Untersuchungen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-25039-6_4
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