Zusammenfassung
Mit dem Ausdruck biosoziale Auslese soll folgendes gesagt sein: Dem sozialen Ausleseprozeß, den die Gesellschaft vornimmt, geht eine biologische Schädigung voraus, und zwar verändert diese biologische Schädigung das körperliche Substrat rechtlichen Fühlens und Handelns in deutlicher Weise derart, daß gewisse Reize der gesellschaftlichen Außenwelt mit kriminellen Äußerungen beantwortet werden.
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Referenzen
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Giordano berichtet, daß Stiere, die die Spanier nach Paz (Bolivia 3730 m) brachten, um sie zum Stiergefecht zu benutzen, sich dort vollkommen feige und harmlos zeigten. Lombroso, Der politische Verbrecher. Hamburg 1891, 55.
S. Fig. 9 und 10. — Zu Fig. 10 bemerke ich, daß ich die Ansicht v. Mayrs (ebendort), die Kurve des Tabakkonsums brächte hauptsächlich ökonomische Schwankungen zum Ausdruck, nicht teile. Im Gegenteil. Es muß höchst verwunderlich erscheinen, daß in einem Agrarstaat, wie Österreich, der Konsum im Sommer so ansteigt. Die Bauern pflegen bei der Arbeit doch nicht zu rauchen. Dagegen ist der Sprung im Dezember sicher auf die Feste und die Weihnachtsgeschenke zurückzuführen. — Interessant ist die Haltung, die man vor 250 Jahren in Deutschland dem Tabak gegenüber einnahm. Durch herzogliche Verordnung vom 15. Mai 1652 wurde das „Tabaktrinken“ in Württemberg als gesundheitsschädlich und wegen der Feuersgefahr verboten. Zeitschrift für Deutsche Kulturgeschichte 1857, 420/421. Man sieht aus der Figur, daß zwischen Tabakkonsum und Kriminalität lose Zusammenhänge doch nicht ganz fehlen.
Mir ist von berufsmäßigen Bettlern mitgeteilt worden, daß sie trotz geringeren Mangels in den heißen Monaten immer mehr Gaben erhielten.
Licensing Statistics. London 1913; siehe dort Diagramme V, VI und VII.
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I. W. Astley Cooper, Pathological Inebriety, its causes and treatment. London 1913, 12ff. Es ist bemerkenswert, daß wir einen nicht geringen Teil dieser Faktoren bei den Versuchen wiedertreffen, ätiologische Momente der Geisteskrankheiten zu bestimmen und ihrem Stärkeverhältnis nach geordnet darzustellen. Ich gebe einige Zahlen, die die letzte englische Irrenstatistik (Engl. Irr. Stat. 1913, I. 19–29) veröffentlicht hat. Die englische Zusammenstellung betrifft ein Material von 6049 Männern und 6414 Frauen, die in den Jahren 1907–1910 in englische Anstalten eingeliefert wurden. Sie spricht vorsichtigerweisc nicht von Ursachen, sondern von ätiologischen Faktoren, die in vielen Fällen erst durch ihr Zusammentreten zu einer Kausalität anwachsen.
Von kulturellen Nachteilen gar nicht zu reden, daß ganze Bevölkerungsschichten nur noch in Stammtischen, denken.
Siehe Zahlen bei Scharffenberg. Der Einfluß des Alkoholverbots... Basel 1912, 10 bis 12.
Der Alkohol macht nicht erst schlecht, er demaskiert nur. Beim chronischen Alkoholismus treten deutlich die Typen des Willensschwachen und des Gewalttätigen heraus. Aber wenn er auch nicht die letzte Ursache ist, sondern nur wie ein Katalysator wirkt, so kommt doch durch seine Entfernung eine große Menge krimineller Reaktionen nicht zustande, ein Erfolg, der für den Kriminalpolitiker genügt. Diese Gedankengänge hat die wissenschaftliche Betrachtung einzuschlagen; bei populären Darstellungen wirken sie störend und verwirrend.
Kokablätter zu kauen war im alten Peru verboten. Dieses Reizmittel hatte sich der Inka vorbehalten. Brehm, 89.
J. Abadie, Les fumeurs d’opium. Archives d’anthropologie criminelle, Bd. 28, 1913, 639 ff.
Kräpelin, Vocke, Lichtenberg, Der Alkoholismus in München. 1907, 28ff.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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von Hentig, H. (1914). Biosoziale Auslese. In: Strafrecht und Auslese. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-25010-5_4
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