Geophysikalische Untersuchung des Untergrundes von Europa

Zusammenfassung

Die geophysikalische Untersuchung des Untergrundes von Europa ist nicht nur eine wissenschaftliche Aufgabe, sie hat auch einen bedeutenden wirtschaftlichen Hintergrund. Es geht darum, Daten zu sammeln oder Tatbestände festzustellen. Ein Ziel ist, zum Verständnis der Vorgänge in der Erde beizutragen, die sie geformt haben und die wahrscheinlich auch heute noch wirksam sind. Wir wissen z. B. heute noch nicht, wie die Alpen entstanden sind, und noch viel weniger, warum sie sich gerade in jenem Bereich der Erdkruste bildeten. Warum hatte im Norden der Alpen die Erdoberfläche über viele Millionen von Jahren sinkende Tendenz, so daß sich dort in geologisch junger Zeit bis zu 5000 m Sedimente absetzen konnten ? Warum steigt das Rheinische Schiefergebirge seit mehr als 250 Millionen Jahren auf oder blieb eine große Insel in Zeiten, in welchen benachbarte Teile Europas durch Meere bedeckt waren ? Warum geht ein System von Brüchen durch das westliche Europa von der Mittelmeerküste Spaniens über Rhône und Rhein bis nach Norwegen ? Warum kam es im Westerwald, im Vogelsberg und in der Rhön zu vulkanischen Ereignissen, bei denen große Flächen mit Basaltmassen bedeckt worden sind ? Oder auf welche letzte Ursache gehen Eisenerzvorkommen im Rheinischen Schiefergebirge zurück, die schon seit der Zeit der Römer Grundlagen für einen wichtigen Erzbergbau waren ? Sind diese und andere unzählige Ereignisse einer langen Erdgeschichte Europas Glieder einer Kette oder von Zyklen kausalen Geschehens; wo beginnt die lokale Zufälligkeit ?

Erschienen in „Naturwissenschaften“, Heft 20 (1965).