3. Vorlesung: Formwechsel der Chromosomen in Abhängigkeit von Funktionszuständen der Zelle und von der Zusammensetzung des Genoms

Zusammenfassung

Die Chromosomen sind Gefügeteile der Gesamtzelle. Ihre Funktionen im Stoffumsatz und in den Formbildungsleistungen der Zelle setzen im Arbeitskern der Teilungsruhe ein. Beim Übergang in die Interphase werden der Kernsaft und die Kernmembran gebildet. Sie enthält Eiweiß und Lipoide. Über ihre Struktur beginnen elektronenoptische Untersuchungen Aufschlüsse zu bringen. An großen Kernen, von Amphibienoocyten und von Amoeba proteus, sind zwei Schichten nachgewiesen, eine poröse Schicht, die wohl vor allem mechanische Stützfunktion ausübt, und eine kontinuierliche Schicht, welche die Permeabilität regulieren dürfte⁸. Alsbald entstehen auch die Nucleolen. Sicher findet schon bei diesen Vorgängen ein intensiver Stoffaustausch zwischen Kern und Cytoplasma statt. Im verschiedenen Aussehen der Kerne verschiedener Gewebe und verschiedener Funktionszustände derselben Zelle drücken sich Kern-Cytoplasma-Beziehungen aus. Das wechselnde Verhalten des Heterochromatins wurde schon erwähnt (S. 20). Das Verhältnis von Eiweiß zu Desoxyribonucleinsäure in „Ruhekernen“ verschiedener Gewebe schwankt nach wenigen Zahlenwerten, die wir hierüber haben, je nach den Zellen zwischen 8:1 und 20:1, während es in den isolierten Chromosomen um 1,5:1 gefunden wurde. Auch das Mengenverhältnis zwischen Desoxyribo- und Ribonucleinsäuren wechselt in verschiedenen Arbeitskernen.