Zusammenfassung
Die Aehnlichkeit der Erscheinungen des Lichts und des Schalls, die schnelle Fortpflanzung des letzteren, vorzüglich in festen Körpern, seine Zurückwerfung, sein theilweiser Durchgang durch manche Körper u. s. w., mussten schon sehr frühzeitig auf den Gedanken führen, die Erscheinungen des Lichts durch einen ähnlichen Vorgang in den Körpern zu erklären, als die des Schalls. Wir übergehen hier die Spuren dieser Vergleichung, die bei den Alten, namentlich bei Aristoteles, vorkommen. Descartes ist der Erste gewesen, der die Lichterscheinungen sehr ins Einzelne durch den durch ein ruhendes Medium fortgepflanzten Stoss erklärte; nur war er genöthigt, weil man zu seiner Zeit das Licht für unendlich geschwind hielt, den Aether, durch den sich der Stoss fortpflanze, als aus Reihen harter, unzusammendrückbarer, einander unmittelbar berührender Kügelchen bestehend anzunehmen. Schon er gab durch seine Theorie die Erklärung der Farben des Regenbogens. Mit Recht setzte aber Hooke in seiner Mikrographie an die Stelle des DESCARTES’schen Aethers ein höchst dünnes elastisches Medium, und begründete dadurch zuerst eine Wellentheorie des Lichts, indem er, statt der augenblicklichen Fortpflanzung von Drücken, eine successive Fortpflanzung von Schwingungen annahm, und diese zur Erklärung der von ihm entdeckten farbigen Ringe dünner Platten, und zur Erklärung der Inflexion des Lichts in den Schatten anwendete, die er bemerkte, als er einen Lichtstrahl über die Schärfe eines Barbiermessers streifen liess, und die zuerst von Gridialdi entdeckt worden war. Mallebranche, Huyghens, Euler, Young, Fresnel, Frauenhofer und Poisson vervollkommeten diese Theorie, theils durch Erfahrung, theils durch Rechnung. Ihr steht die Newton’sche Emanationstheorie gegenüber. Nach ihr wird das Licht, als aus kleinen Körperchen bestehend, gedacht, die so klein sind, dass sie durch die festesten durchsichtigen Körper unaufgehalten hindurch bewegt werden können, nachdem sie von den leuchtenden Körpern mit einer so ungeheuren Geschwindigkeit ausgeworfen worden sind, dass sie in 1 Sekunde einen Raum von mehr als 40 000 Meilen durchlaufen, dabei aber so einzeln fliegen, dass Tausende von Lichtströmen sich in einem Punkte des Raums kreuzen können, ohne sich gegenseitig zu stören, so dass jedes Lichttheilchen von dem anderen wohl Tausende von Meilen entfernt sein kann. Diese fliegenden Lichttheilchen können von anderen Körpern so stark angezogen und retardirt werden, dass die Beschleunigung und Retardation im Vergleich zu ihrer ungeheuren Geschwindigkeit dennoch sinnlich wahrnehmbar ist, und eine Veränderung der Richtung, in der sie fliegen, hervorbringen kann.
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Weber, E.H., Weber, W. (1893). Wellen in Beziehung auf das Licht. In: Wilhelm Weber’s Werke. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-24692-4_6
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