Zusammenfassung
Die Forschung hat dem Fernbesitz von Bistümern und Reichsabteien seit langem ihre Aufmerksamkeit geschenkt, da er oft ein Indiz für auffallende geschichtliche Zusammenhänge darstellt. Das gilt in besonderer Weise für das mit dem Aufstieg der austrasischen Hausmeier eng verbundene Bistum Metz, das — im Herzen der Kernlandschaft des fränkischen Reiches gelegen — als eine Art Hausbistum der Karolinger angesehen werden kann. Es ist bereits seit einiger Zeit untersucht worden, wie sich das Bistum Stützpunkte längs der wichtigen Fernstraßen von Lothringen in das Elsaß, über das Saargebiet zum Wormsgau und zum Mittelrhein hin geschaffen hat. Bis vor kurzem war es jedoch gänzlich unbekannt, daß das Bistum an der Mosel auch auf die rechtsrheinischen Landschaften ausgegriffen hat. G. Haselier hat dazu einen wertvollen Beitrag geleistet, indem er nachweisen konnte, daß der Königshof Ihringen am Kaiserstuhl Metz gehörte und ihm mit großer Wahrscheinlichkeit in der Karolingerzeit übertragen worden ist. Der Ausgriff des Bistums in das Rechtsrheinische ist geschichtlich sehr viel bemerkenswerter als etwa die Beziehungen von Metz zum Elsaß und zum Wormsgau. Hier erst kann eigentlich im vollen Wortsinne von Fernbesitz die Rede sein. Der Königshof Ihringen ist jedoch nicht das einzige Metzer Besitztum rechts des Rheines gewesen. Es soll im folgenden versucht werden, einige weitere Zeugnisse zusammenzutragen und diese als kleine Bauelemente in dem großen Zusammenhang der fränkischen Reichs- und Integrationspolitik zu interpretieren.
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Literatur
Urkunden, Rechtsquellen und Chroniken zur Geschichte der Stadt Bretten, bearbeitet von A. Schäfer (Bretten 1967) = BUB Nr. 40 S. 24 — P. Marichal, Cartulaire de l’évêché de Metz, in: Mettensia, Mémoires et documents publiés par la société Nationale de l’évêché de Metz, Bd. 4/5 (1903–1905) Nr. 251, S. 559.
C. Pohlmann — A. Doll,Regesten der Grafen von Zweibrücken (1962) Nr. 102, S. 34.
Krieg v. Hoch felden, Geschichte der Grafen von Eberstein in Schwaben (1836) S. 32; C. Pöhlmann,Zur Frühgeschichte der Grafen von Eberstein, in: ZGO 85 (1933) S. 269 f.
Vgl. hierzu vor allem H. Büttner, Frühes fränkisches Christentum am Mittelrhein, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 3 (1951) S. 9 ff.; A. Gerlich, Der Metzer Besitz im Wormsgau, in: Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde, Jg. 18 (1951) S. 97 ff. — Neuerdings H. W. Herrmann, Die Frühgeschichte des Stiftes St. Arnual und die politische und kirchliche Erschließung des Saarbrücker Talraumes (darin insbesondere das Kapitel „Der Ausgriff des Metzer Bistums in den Blies-und den Oberrheinraum“), in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend, 19. Jg. (1972) S. 78–82.
J. Fleckenstein, Fulrad von. St. Denis und der fränkische Ausgriff in den süddeutschen Raum, in: Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 4 (1957) S. 14, 16, 33 ff.
A. Seiler,Studien zu den Anfängen der Pfarrei-und Landdekanatsorganisation in den rechtsrheinischen Archidiakonaten des Bistums Speyer, = Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Forschungen 10. Bd. (1959) S. 108. — Vgl. auch derselbe, Die Speyerer Diözesangrenzen redits des Rheins im Rahmen der Frühgeschichte des Bistums, in: 900 Jahre Speyerer Dom (1961) S. 248. — Seiler hat das Verdienst, erstmals auf alte Zusammenhänge zwischen Metz und Bretten hingewiesen zu haben. — Zum Folgenden vgl. die unter Anm. 4 genannten Arbeiten.
Vgl. A. Schäfer,Die Abtei Weißenburg und das karolingische Königtum, in: ZGO 114 (1966) S. 1 ff.
G. Haselier, Geschichte der Stadt Breisach am Rhein I (1969) S. 49 ff.
Es ist hier an das etwa 100 km nördlich von Breisach gelegene Selz zu erinnern, das ebenfalls ein Stephanspatrozinium besitzt und weitere auffallende Parallelen zu Breisach aufweist: Römerkastell, wichtiger Rheinübergang, von der Merowingerzeit bis zu den Ottonen Königsgut; im 7. Jh. als castrum,im B. Jh. als castellum, im 9. Jh. als villa regia,im 10. Jh. als iuris regni curtis bezeichnet. Die Stephanskirche war wohl von Anfang an königliche Eigenkirche. Da ein Aufenthalt der merowingisdien Könige Theuderidl und Theudebert in Selz schon 609/10 bezeugt ist und Metz die Hauptresidenz der austrasischen Könige war, liegt die Annahme nahe, daß das Stephanspatrozinium hier durch Metz vermittelt wurde (Quellennachweise bei H. Bannasch, Zur Gründung und älteren Geschichte des Benediktinerklosters Selz im Elsaß, in: Oberrheinische Studien I, 1970, S. 102 ff.).
A. Schäfer,Staufische Reichslandpolitik und hochadlige Herrschaftsbildung im Ufund Pfinzgau und im Nordwestschwarzwald (darin Abschnitt VII: Territoriumsbildung durch die Grafen von Eberstein im Nordwestschwarzwald), in: ZGO 117 (1969) S. 242.
H. Büttner, Franken und Alemannen in Breisgau und Ortenau, in: ZGO 91 (1939) S. 335 f. — So waren zwischen 741 und 747 im südlichen Breisgau, in Binzen, Rümmingen vel in ceteris locis Güter konfisziert worden, die danach in den Besitz von St.
Monumenta Germaniae Historica (MGH), Die Urkunden der Karolinger I (1906) Nr. 91 (S. 133): tam ultra quam citra Renum, Rodanum, Ligerium. Das Erzbistum Trier hatte 772 eine entsprechende Immunitätsurkunde für seine Besitzungen zwischen Rhein und Loire erhalten (ebenda Nr. 66). Die Rhone fehlt hier als Begrenzungslinie, auch dies ein Beweis, daß die geographischen Bezeichnungen nicht formelhaft, sondern den Tatsachen entsprechend gewählt wurden.
Ebenda Nr. 162 (S. 219): Igitur quia ducatus Baioarie ex regno Francorum aliquibus temporibus infideliter per malignos homines Odilonem et Tassilonem propinquum nostrum a nobis subtractus et alienatus fuit, quem nuncchrw(133) ad propriam revocavimus dicionemchrw(133)
H. Büttner—J. Müller, Frühes Christentum im Schweizer Alpenraum (1967) S. 60.
GLA 66/1763 fol. 295. In Diedelsheim selbst waren die Kirchenpatrone nach der Reformationszeit so sehr in Vergessenheit geraten, daß deren Namen im Lagerbuch von 1699 — das wohl auf älteren Unterlagen beruhte — völlig entstellt wiedergegeben wurden. Es heißt dort: „Des Hayligen zu Diedelsheimb Naserii Daberii (!) Patrons der Pfarrkirchen daselbsten Hellerzins etc.“
W. Hötzelt,Translationen von Martyrerleibem aus Rom ins westliche Frankenreich im B. Jh., in: Archiv für elsässische Kirchengeschichte Jg. 13 (1938) S. 21 ff.
K. Derstorff,Der Heilige Nazarius, in: Laurissa Jubilans (1964) S. 77 ff.
Breisgau und Elsaß, in: Schauinland 67 (1941) S. 3–25; jetzt auch in: Schwaben und Schweiz im frühen und hohen Mittelalter (Vorträge und Forschungen XV, hg. vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte (1972) S. 61 ff).
MGH, Die Urkunden Kaiser Ottos I., Nr. 236; H. Prahl, Aus der Geschichte Ihringens vom Mittelalter bis zur Gegenwart (1962), S. 39.
H. Werle,Staufische Hausmachtpolitik am Rhein im 12. Jh., in: ZGO 110 (1962) S. 279. — Im Wormsgau sind im 12./13. Jahrhundert vor allem die mächtigen Reichsministerialen von Bonlanden im Besitz von Metzer Lehen. Da sie schon Dienstmannen der Salier waren, dürften sie die Metzer Lehen in diesem Kerngebiet der Salier von diesen erhalten haben. Vgl. K. Bosl, Die Reichsministerialität der Salier und Staufer (Schriften der MGH Bd. 10), I (1950) S. 105, 260 ff.
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Schäfer, A. (1975). Der Besitz des Bistums Metz rechts des Rheins in der Karolingerzeit. In: Schäfer, A. (eds) Oberrheinische Studien. Braun-Verlag, Karlsruhe. https://doi.org/10.1007/978-3-662-24612-2_6
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