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›Neue Welten‹: Völkerrecht, Menschenrechte und Amerika im Spätwerk Johann Jacob Mosers

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Johann Jacob Moser

Zusammenfassung

Moser schrieb bis an sein Lebensende. Mitte der 1770er Jahre war sein großes Werk zum öffentlichen Recht fertig — auch in dem Sinne, dass es sich selbst in gewisser Weise überlebt hatte und nicht mehr aktuell war. Aber Moser konnte nicht untätig sein. So versuchte er sich noch in seinem neunten Lebensjahrzehnt an neuen Themen, die von seinen bisherigen Arbeitsgebieten deutlich abwichen. Er wandte sich jetzt Dingen zu, die er vorher regelmäßig als nutzlose intellektuelle Konstruktionen abgetan oder als Rationalisierungen — im alltäglichen Wortsinn von Zweckmäßigkeitsdenken wie in der wissenschaftlichen Bedeutung von vernünftiger Ordnung — abgelehnt hatte: den natürlichen Gesetzen und den Naturrechten, den logischen Systemen von Analyse und Darstellung sowie den argumentativen Bezugnahmen auf allgemeine politische Menschenrechte oder auf unbeschränkte Herrschaftsrechte. Das waren die Themen der europäischen und auch der deutschen Aufklärung. Die Beziehung von Mosers Spätwerk zu ihrem Gedankengut blieb jedoch unklar und änderte sich fast von einem Satz zum nächsten. Sein Dilemma zeigt allerdings überdeutlich, dass es diese Aufklärung wirklich gab. Sie war für Moser gewissermaßen körperliche spürbar, denn obwohl er ihre Prinzipien ablehnte, konnte er sich dem Zwang nicht entziehen, ihre Sprache zu gebrauchen. Dies hing zum Teil mit der Art zusammen, wie dieses Klima und diese Sprache ihn beeinflussten, zum Teil aber auch mit der Richtung, in die ihn seine eigene Arbeit und seine persönlichen Sorgen geführt hatten.

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Anmerkungen zu Walker, Neue Welten

  1. Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlags dem Werk Mack Walker: Johann Jakob Moser and the Holy Roman Empire of the German Nation, Chapel Hill: The University of North Carolina Press 1981, S. 337-346 entnommen. Die Herausgeber danken Autor und Verlag für ihr Entgegenkommen. Die Übersetzung aus dem Amerikanischen besorgte Andreas Gestrich. Für die Übersetzung wurden die ins Amerikanische übersetzten Originalzitate Mosers, so weit dies ging, wieder rekonstruiert. Durch die spezifischen Nachweise hat sich die Zahl der Fußnoten gegenüber der amerikanischen Fassung leicht verschoben. Für die Mithilfe bei der Verifizierung der Zitate dankt der Übersetzer Herrn PD Dr. Rainer Lächele und Frau PD Dr. Gabriele Haug-Moritz.

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  2. Moser, Anti-Mirabeau (1771); Moser, Betrachtungen (1776).

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  3. Moser, Völker-Recht (1777–80). Rürup diskutiert über Mosers Völkerrecht in ders. (1965), S. 99-103. Valjavec (1951) benutzt Moser sehr oft, um über die Bedeutung der Reichsinstitutionen und der Einstellung zum Reich für den Übergang von der Aufklärung zum Liberalismus zu diskutieren (besonders S. 39-51), aber seine Einordnung Mosers in eine »altfränkische Gedankenwelt« mit feudalistischen Obertönen ist nachlässig und irreführend, sowohl bezüglich Mosers eigener geistiger Haltung als auch im Hinblick auf seine Beziehung zu den Einstellungen anderer.

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  4. Moser, Lebensgeschichte (1777–83), Teil III, S. 96-97; Moser, Anfangs-Gründe (1732), Einleitung § 4, und S. 56-60; Verdross (1922); Holzendorff, Bd. I (1885), S. 456-62.

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  5. Moser, Völker-Rechts, 1 (1777), S. 11, 13, 17-18.

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  6. Daher die ungewöhnliche eindeutige Zustimmung Mosers 1779 zu einer gültigen »Lehre und Theorie des natürlichen Völkerrechts«, in Moser, Teschenische Friedensschluss (1779), S. 231f.; Rürup (1965), S. 102f., n. 28. Hier zog Moser einen positiven Vergleich zwischen den natürlichen Völkerrechten und den theoretischen Prämissen, die der experimentellen Physik und der empirischen Medizin zugrunde liegen. Seine hauptsächliche Botschaft schien dabei jedoch zu sein, dass ein vorheriges Studium des natürlichen Völkerrechts niemand davon abbringen sollte, auch Mosers Darstellung zu lesen.

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  7. Meine Angabe verbindet Formulierungen in zwei parallelen Erklärungen in Moser, Völker-Recht, I (1777), S. 18 u. 28. [Das Zitat konnte nicht genau verifiziert werden und ist eine Rückübersetzung aus dem Amerikanischen, A.G.].

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  8. Moser, Völker-Recht, I (1777), S. 18.

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  9. Moser, Völker-Recht, I (1777), S. 19.

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  10. Moser, Völker-Recht, I (1777), S. 19.

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  11. Moser, Völker-Recht, I (1777), S. 20.

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  12. Moser, Völker-Recht, I (1777), S. 17-20.

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  13. Moser, Völker-Recht, I (1777), S. 21-35; Moser, Grundlehren (1778) S. 3-4; Becher (1927), S. 50-52 u. passim. Moser ordnete seine Zitate von Friedrich dem Großen den Mémoires pour servir à l’Histoire de Brandenbourg zu; falls das korrekt sein sollte, habe ich die von Moser benützte Ausgabe nicht gefunden. [Die Zitate konnten auch für die Übersetzung nicht verifiziert werden und stellen Rückübersetzungen aus dem Amerikanischen dar, A.G.].

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  14. Moser, Völker-Recht, I (1777), S. 37-66; Bd. IV passim.

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  15. Moser, Völker-Recht, I (1777), S. 16.

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  16. Moser, Lebensgeschichte, IV, (1783), S. 160-63; Moser, Völker-Recht, I (1777), S. 35f.; Überblick in Schott, Bd. IX (1778-81), S. 232-39 u. Bd. X (1781-82), S. 339; Nicolai, Bd. XXXVII (1779), S. 124 u. Bd. XLV (1781), S. 294f.; Pütter, Bd. II (1798), S. 382. Mosers Behauptung, dass zukünftige Generationen sein Völkerrecht höher schätzen würden, stellte sich als wahr heraus; vgl. dazu oben die Verweise auf Rürup, Verdross, Holzendorff und Becher in Anmerkungen 1, 2 u.7 sowie Stintzing/Landsberg, Bd. III (1910) S. 327f. (»Moser der Vater des positiven Völkerrechts«). Aber das posthume Lob scheint, wie die Kritiken von Mosers Zeitgenossen, mehr an Mosers erklärte Absichten ausgerichtet zu sein als an den Inhalt seiner Arbeit.

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  17. Johann Jacob Moser: Die Rechte der Menschheit in Religions-Sachen, sowohl im Stande der Natur, als auch in einer bürgerlichen Gesellschaft. Stuttgart: Metzler, 1782.

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  18. Moser, Religions-Sachen (1782), S. 5, 7, 9-11, 34.

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  19. Moser, Religions-Sachen (1782), S. 12f., 17, 25, 31-33.

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  20. Mosers späterer Schwiegersohn in Göttingen hat bereits fünfzehn Jahre zuvor ein Buch über die nordamerikanischen Angelegenheiten veröffentlicht, das auf Gesprächen mit dem sehr entgegenkommenden Benjamin Franklin basierte und weit verbreitet war, übersetzt und neu aufgelegt wurde. Vgl. Achenwall (1769). In anderer Beziehung fühlte sich Moser geschmeichelt, war aber auch darüber amüsiert, sich in der Liste eines Autors zu Amerika zusammen mit Haller, Pufendorf und Pütter als in Amerika besonders einflussreiche deutsche Schriftsteller (das bedeutet offensichtlich unter der deutsch sprechenden Bevölkerung) aufgeführt zu sehen. Vgl. Moser, Lebensgeschichte, Bd. IV (1783); S. 232-35.

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  21. Moser, Nord-America, Bd.1 (1784), S. 109.

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  22. Moser, Nord-America, Bd.1 (1784), S. 142.

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  23. Moser, Nord-America, Bd.1 (1784), S. 109-147.

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  24. Moser, Nord-America, Bd.1 (1784), S. 267-696 (das Zitat S. 346). Die Eskimos von Labrador lebten in kleinen, lockeren Gruppen »ohne bürgerliche Verfassung«, ebd. S. 409.

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  25. Moser, Nord-America, Bd.l (1784), S. III-IV, 697f., 734-45. Moser war besonders an der Frage des Schmuggels interessiert, im Hinblick auf dessen Bedeutung für das Völkerrecht und die Stellung der amerikanischen Kolonien im Reich. Vgl. Moser, Nord-America, Bd.III (1785), S. 374-434. Das war ein zunehmendes Problem in den Beziehungen im deutschen Reich.

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  26. Moser, Völker-Recht (1777–89), Bd. VI., S. 122-47 u. Bd. IX, S. 6-15.

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  27. Moser, Nord-America, Bd.l (1784), S. 728f.; Bd. III. (1785), S. 496-542, 567-70 u. passim.

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  28. Moser, Lebensgeschichte, Bd. IV (1783), S. 237f.; Rürup (1965), S. X; Mohl, Bd. I (1902), S. 10.

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Walker, M. (2002). ›Neue Welten‹: Völkerrecht, Menschenrechte und Amerika im Spätwerk Johann Jacob Mosers. In: Gestrich, A., Lächele, R. (eds) Johann Jacob Moser. Braun-Verlag, Karlsruhe. https://doi.org/10.1007/978-3-662-24610-8_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-24610-8_5

  • Publisher Name: Braun-Verlag, Karlsruhe

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  • Online ISBN: 978-3-662-24610-8

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