Zusammenfassung
Dass Johann Jacob Mosers Leben und Wirken bis heute erinnert wird, verdankt er vor allem zwei Umständen — seiner Tätigkeit als Konsulent der württembergischen Landstände in den Jahren 1751 bis 17701 und seinem publizistischen Schaffen, wobei er sich insbesondere als großer Kompilator des Reichsverfassungsrechtes des 18. Jahrhunderts hervortat. Nahezu unüberschaubar ist die Zahl seiner Veröffentlichungen, groß die inhaltliche Breite seines Oeuvres — von geistlicher Erbauungsliteratur über zahllose Staats-, völker- und territorialrechtliche Arbeiten bis hin zur Autobiographie.2 Dem 19. Jahrhundert galt Moser füglich als »schreibseligster Gelehrter der Welt«.3 Zusammengeschaut wurden die beiden Aspekte, die Mosers historische Bedeutung für die württembergische Landesgeschichte wie für die frühneuzeitliche Rechts- und Verfassungsgeschichte ausmachen, bislang jedoch nicht. Würdigte ihn die rechtshistorische Forschung als »herausragende Figur (des) reichspatriotisch gestimmten, verfassungsrechtlichen Positivismus des 18. Jahrhunderts«,4 so verklärte ihn die württembergische Landesgeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts zum »Märtyrer der Freiheit« und zum Vorkämpfer des Liberalismus.5 Johann Jacob Moser selbst freilich sah das eine, seine juristische Beratertätigkeit für die Landstände, und das andere, seine publizistischen Aktivitäten, in seiner flammenden Anklagerede gegen die Landschaft bei seinem Ausscheiden aus ihren Diensten im Jahr 1770 aufs Engste miteinander verquickt. Lautete doch der gewichtigste Vorwurf der Landschaft gegen Moser, dass sie — in Mosers Worten — »in Verlegenheit gekommen« sei, »durch meine gegen das ergangene Verbot publizirten Schriften«.
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Anmerkungen zu Haug-Moritz; Öffentlichkeit und »gute Policey«
Zu Mosers Konsulententätigkeit vgl. Adam (1887); Haug-Moritz (1992).
Schömbs (1968), S. 281-295 (chronologisch geordnetes Schriftenverzeichnis Mosers).
Zitiert nach Rürup (1965), S. 98/Anm. 8.
Stolleis, Bd. 1 (1988), S. 258.
Vgl. den Beitrag von Andreas Gestrich in diesem Band.
Das Mosersche Manifest anläßlich seines Ausscheidens aus landschaftlichen Diensten ist abgedruckt bei Schmid (1868), S. 41, das Zitat auf S. 431 f.
Vgl. zum Folgenden, insoweit nicht anders angegeben Adam (1887); Rürup (1965); Walker (1981); Haug-Moritz (1992).
Bibliographischer Nachweis bei Schömbs (1968), S. 284 (Nr. 73).
Teutsches Staats-Archiv, Bd. 8, (1756), »Von den Landständen des Herzogtums Wirtemberg«, S. 336.
So etwa bei Rürup (1965), S. 177 f.
Ausführlich Haug-Moritz (1992), S. 295-298.
Zitiert nach Rürup, (1965), S. 6.
Vgl. die Nachweise bei Haug-Moritz (1992).
Moser, Neues Teutsches Staatsrecht, Bd. 4 (1769).
Schömbs (1968), S. 288-291.
Zu diesem Forschungsschwerpunkt des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt vgl. die Sammelbände Stolleis (1996); Härter (2000) und immer noch die grundlegende Untersuchung von Maier (1966/1986).
Landwehr (2000), S. 65.
Zu den Verhältnissen in Württemberg vgl. Gestrich (1994); vgl. jetzt auch den Forschungsüberblick bei North (2000) Bd. 59, S. 2-5, 45-52, sowie bei Stollberg-Rilinger, in: ZHF 27 (2000) und zum Begriff der »politischen Öffentlichkeit« im hier verwandten Sinn Repgen (1997), v.a. S. 39-50.
Vgl. Maier (1986), S. 105-190: Landwehr (2000) S. 75-80.
Grundlegend bis heute Grube (1954).
Stollberg-Rilinger (1999), S. 46-56.
Dreitzel (1991), S. 84-89.
Abgedruckt bei Faber [= Christian Leonhard Leucht], (1766), S. 48.
Neues teutsches Staatsrecht, Bde 16/1-9, (1772/73).
Stollberg-Rilinger (1999), S. 81-91.
Reyscher, Bd. 2, (1829), S. 517-536; vgl. auch ebd., S. 557 (Erbvergleich von 1770).
Willoweit (1978), S. 17.
Stollberg-Rilinger (1999), S. 299.
Hierzu grundsätzlich Mohnhaupt, in: Stolleis (1991) S. 249-264.
Haus-, Hof-und Staatsarchiv Wien (HHSTAW), Würtembergica 13a, 311f. (Reichshof-ratsgutachten zum Vergleich über die Gravamina Classe I des Erbvergleichs, 10.5.1768).
Hauptstaatsarchiv Stuttgart (HSTAS) L6.2.41.6, Gutachten Mosers zum Corpus Privilegiorum, 18.4.1766 (o.F.).
Wie Anm. 30.
Maier (1986), S. 87-91.
Landwehr (2000), S. 61-66.
Überblick bei Rürup (1965), S. 174-198.
Moser, Einige Grund-Sätze einer vernünftigen Regierungs-Kunst, Stuttgart 1753 (auch anonym: Franckfurt/M. 1761).
Moser, Neues teutsches Staatsrecht, Bd. 16/6, S. 8.
Ebd., S. 9.
HHSTAW, Würtembergica 13a, f. 311.
Vgl. ebd., 311f. und Reyscher, Bd. 2, S. 562f. und zu der mit dieser Regelung verknüpften kaiserlichen Intention ebd., f. 314 und Haug-Moritz (1993).
Landwehr (2001), Nr. 2936 bis Nr. 3974; Reyscher, Bd. 14, (1843).
Moser, Neues teutsches Staatsrecht, Bd. 16/6, S. 9.
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Haug-Moritz, G. (2002). Öffentlichkeit und »Gute Policey«. Der Landschaftskonsulent Johann Jacob Moser als Publizist. In: Gestrich, A., Lächele, R. (eds) Johann Jacob Moser. Braun-Verlag, Karlsruhe. https://doi.org/10.1007/978-3-662-24610-8_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-24610-8_2
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