Zusammenfassung
Die badische Revolution der Jahre 1848/49 wurde unter den Stiefeltritten der preußischen Infanteristen und unter den Kanonenschlägen der preußischen Artillerie zerquetscht. Doch dies ist nur die eine Seite der Medaille. Die badische Revolution zerbrach auch an ihren inneren Differenzen, an ihren Zielkonflikten; ja sie war schon entscheidend geschwächt, noch ehe die militärische Intervention ihr den Garaus machte. Daß sie wie kaum eine andere demokratische Bewegung im 19. Jahrhundert große Hoffnungen und Leidenschaften zu wecken in der Lage war, beweist ihre große Popularität, ihre Massenbasis und die Selbstverständlichkeit, mit der Tausende von Menschen bereit waren, ihr Leben für die Ideen der Demokratie und der Freiheit einzusetzen. Die badische Revolution hat demokratische Standards gesetzt und Bürgertugenden mitbegründet, die bis in unsere Zeit nichts von ihrer Attraktivität verloren haben und wesentlich die politische Kultur unserer Demokratie bestimmen. Das machte sie so „gefährlich“ und zwang die Vertreter der alten Gewalten dazu, sie mit aller Macht zu unterdrücken. Dies ist ihnen fast dauerhaft gelungen. Das Trauma der Revolutionsfurcht von 1849 bestimmte lange Jahrzehnte die politische Kultur Deutschlands und war wichtige Voraussetzung für die Ausbildung und Verfestigung obrigkeitlicher Strukturen. Damit einher ging das erzwungene oder zwangsläufige Vergessen der freiheitlichen Traditionen in der eigenen Geschichte. Lediglich „Randgruppen“ der Gesellschaft, „Reichsfeinde“ wie die sozialdemokratische Arbeiterbewegung nach 1871, beriefen sich auf die Wegbereiter der Demokratie, stellten sich in deren politische Tradition und verhinderten somit, daß durch das historische Vergessen diejenigen, welche in der äußersten Südwestecke Deutschlands in den Jahren 1848 und 1849 „Demokratie gewagt“ hatten, noch einmal besiegt wurden.
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Frei, A.G., Hochstuhl, K. (1997). Schlußbetrachtung. In: Wegbereiter der Demokratie. Braun-Verlag, Karlsruhe. https://doi.org/10.1007/978-3-662-24603-0_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-24603-0_8
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