Zusammenfassung
Keine andere Methode zur Behandlung der Enuresis wurde wissenschaftlich so eingehend erforscht wie die apparative Enuresistherapie (AVT). Keine hat auch so beeindruckende und gesicherte Erfolge aufzuweisen. Die Ergebnisse wurden wiederholt gesichtet und ausführlich dargestellt (z. B. Forsythe u. Butler 1989; Grosse 1991; Stegat 1973; Stegat 1992a). Kernstück des Verfahrens ist ein Weckgerät, dessen Signal bei Harnlassen ausgelöst wird und den Nässer weckt. Es wurde in den 30er Jahren von den Amerikanern Mowrer und Mowrer zum ersten Mal erfolgreich in der Enuretikertherapie eingesetzt und läuft heute in einigen Varianten unter der Bezeichnung „Klingelmatratze“. Vom Verfasser wurde die Anordnung vor gut 20 Jahren weiterentwickelt. Der „STERO-Enurex“ (geläufiger unter der Bezeichung „Klingelhose“) wurde ganz an den Körper verlegt und damit der theoretischen Forderung nach einem möglichst kurzen Intervall zwischen Harnaustritt und Weckreiz nachgekommen. Dieses ist zusammen mit Anhalten des Signals bis zur Einnahme der normalen Entleerungsposition auf der Toilette von großer Bedeutung für die anstehenden Konditionierungsprozesse. Die Wirkungsweise wird lerntheoretisch erklärt. Von ersten, relativ bescheidenen Erklärungen nach dem Paradigma der klassischen Konditionierung ist die Theorie zu komplexeren Modellen fortgeschritten, die zusätzlich Prozesse der Kognition, der Reizdiskriminierung, des Bekräftigungs-und Vermeidungslernens einbeziehen (Stegat 1992a). Grundsätzlich wird davon ausgegangen, daß sowohl enuretisches als auch kontrolliertes Verhalten denselben Regeln des Lernens unterliegen. Die Rolle des Gerätes besteht sozusagen in einer „Ersten Hilfe“ zur Wahrnehmung und Diskriminierung des Harndrangreizes, die das komplexe Lernen von Sauberkeitsverhalten einleitet.
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Literatur
Forsythe WI, Butler RJ (1989) Fifty years of enuretic alarms. Arch Dis Child 64: 879–885
Grosse S (1991) Bettnässen. Psychologie Verlags Union, Weinheim
Stegat H (1973) Enuresis: Behandlung des Bettnässens. Springer, Berlin Heidelberg New York
Stegat H (1990a) Apparative Verhaltenstherapie der Enuresis und Behandlungsbetreuung. Kinderarzt 21: 442–447
Stegat H (1990b) Apparative Verhaltenstherapie der Enuresis und Behandlungsabbruch. Kinderarzt 21: 1131–1135
Stegat H (1991) Einflußgrößen auf die Apparative Verhaltenstherapie der Enuresis. Z Kinder Jugendpsychiatr 19: 30–37
Stegat H (1992a) Die Apparative Verhaltenstherapie (AVT) der Enuresis. Krankenhausarzt 65: 283–290
Stegat H (1992b) Pharmakologische Verfahren zur Behandlung der Enuresis und Apparative Verhaltenstherapie. Urologe 31: 106–114
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Stegat, H. (1993). Apparative Enuresisbehandlung. In: Linden, M., Hautzinger, M. (eds) Verhaltenstherapie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-22591-2_13
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