Zusammenfassung
Während die Finanzwissenschaft lange Zeit nur in der Lehre von der Finanzierung staatlicher Tätigkeiten bestand, versteht sich die Finanzwissenschaft heute umfassender als die Analyse der ökonomischen Charakteristika und Wirkungen der öffentlichen Einnahmen und Ausgaben. Sie nimmt damit eine Mittlerstellung ein zwischen den Aufgabenbereichen der Lehre der Wirtschaftstheorie und -politik einerseits und der Erfassung der staatlichen Tätigkeit aus der Sicht der Rechtswissenschaft andererseits. Dieser Ansatz ist auch in dem vorliegenden Buch enthalten, soll aber eingebettet werden in eine weiter gespannte systematische Gesamtkonzeption einer Funktions- und Wirkungslehre des öffentlichen Sektors in einer Volkswirtschaft. Dies bedeutet zunächst, die Fragen nach den Funktionen zu stellen, die der öffentliche Sektor bei unterschiedlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen erfüllt, und nach den Organisationsformen und Entscheidungsverfahren die diesen Funktionen entsprechen bzw. sie bestimmen. Ein weiterer wesentlicher Fragenkomplex ist dann der einer Wirkungslehre des öffentlichen Sektors, d.h. der Form und Möglichkeiten der Funktionserfüllung. Eine volle Erfassung der Funktionen und Wirkungen des öffentlichen Sektors erfordert dabei, über den traditionellen Bereich der Einnahmen und Ausgaben der Gebietskörperschaften hinauszugehen (siehe Kapitel 5). BereichsmäBig bedeutet dies eine Einbeziehung der Parafisci (insbesondere der Sozialversicherungshaushalte) wie auch der vielfältigen Formen öffentlicher Unternehmen. Hinsichtlich des erfaßten Instrumentariums ergibt sich aus diesem Ansatz die Notwendigkeit, über den Bereich der öffentlichen Einnahmen und Ausgaben hinaus insbesondere auch die Wirkungen zu analysieren, die von nicht-fiskalischen Instrumenten, wie etwa administrativen Regelungen, ausgehen. Wenn auch, schon aus Gründen des Umfanges, in diesem Lehrbuch keine vollständige Erfassung und Analyse des öffentlichen Sektors in dem angeführten umfassenden Sinn möglich ist, wird doch versucht werden, zumindest jeweils das Spektrum der alternativen Möglichkeiten zur Erfüllung der verschiedenen Funktionen des öffentlichen Sektors darzustellen.
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Literatur
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Nowotny, E. (1996). Bereichsabgrenzung und wissenschaftstheoretische Grundlegung. In: Der öffentliche Sektor. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-21760-3_1
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