Wärme

Zusammenfassung

Lebensvorgänge und Umweltwärme stehen allgemeinhin in engster Beziehung. Bei den wechselwarmen Tieren, d. h. allen niederen Lebewesen bis herauf zu den Amphibien und Reptilien, wird die Körpertemperatur völlig von den Wärmeverhältnissen der Umgebung beherrscht. Alle diese Tiere sind im Maß ihrer Lebensfunktionen weitgehend von den Temperaturschwankungen der Umwelt abhängig: jede Zunahme der Umweltwärme bis zu gewisser Grenze pflegt die Intensität der Lebensvorgänge zu steigern, jede Abnahme der Wärme setzt das Maß derselben herab. Für diese zwangsläufige Abhängigkeit der Lebensvorgänge von der Temperatur sind vor allem zwei Ursachen kenntlich: erstens die physiko-chemische Abhängigkeit aller chemischen und fermentativen Reaktionen von der Temperatur gemäß der R.-G.-T.-Regel (Reaktionsgeschwindigkeits-Temperatur-Regel nach van t’Hoff), der zufolge die Reaktionsgeschwindigkeit mit je 10° Temperaturdifferenz um etwa ein 2–3faches steigt resp. fällt, und zweitens eine Änderung des kolloiden Zustands des Zellprotoplasmas derart, daß mit der Abkühlung eine Veränderung in der Richtung des gelatinösen Starrwerdens, mit der Mehrerwärmung dagegen (bis zu jener Grenze, wo die Hitzeausfällung sich bemerkbar zu machen beginnt) eine zunehmende Förderung des Solzustandes einhergeht. Die Änderungen der Kolloidbeschaffenheit des Protoplasmas bei verschiedenen Temperaturen im Tierkörper sind bislang im einzelnen noch wenig genau untersucht. Um so größer aber ist das Material, welches über die Gültigkeit der R.-G.-T.-Regel im Körper der wechselwarmen Tiere unterrichtet.