Untersuchung von Tumoren

Zusammenfassung

Seit der Begründung der Cellularpathologie durch Virchow ist die histologische Untersuchung von Tumorgeweben eine der wichtigsten Aufgaben der Pathologie. Nur durch histologische Untersuchung läßt sich an der Art des Wachstums die Entscheidung treffen, ob ein Tumor bösartig ist oder nicht. Mit wenigen Ausnahmen (z. B. beim Prostatacarcinom: Phosphatasebestimmungen im Serum und beim Myelom: Bence-Jones-Eiweiß im Urin) haben Diagnosemethoden chemischer Natur bei der Erkennung maligner Tumorerkrankungen versagt. Nur am histologischen Gesamtbild im Gewebsverband kann man feststellen, ob ein bösartiger Tumor vorliegt oder nicht, die einzelne Tumorzelle unterscheidet sich oft gar nicht von den Zellen gutartiger Tumoren, ja häufig nicht einmal von den normalen Zellen des Ausgangsgewebes. Papanicolaou ¹ beschreibt zwar eine Methodik zur cytologischen Diagnostik von Tumorzellen, die sich bei der Untersuchung von Sekreten und Exsudaten bei Tumorerkrankungen bewährt haben soll, die sichere Erkennung einer Tumorerkrankung ist aber auch mit dieser Methode nicht möglich. Durch Spezialfärbungen werden Besonderheiten in den Tumorzellen wie abnorme Kerngröße im Verhältnis zum Cytoplasma, vergrößerte Nucleolen, grobschollige, ungleiche Chromatinverteilung im Kern, Mitosen usw. hervorgehoben, die aber nicht allein bei ihnen vorkommen Noch schwieriger ist es, durch chemische Untersuchungen Tumorzellen gegen normale Zellen abzugrenzen. Man fand nur quantitative, aber keine qualitativen Unterschiede zwischen Tumorzellen und normalen Körperzellen in ihrer chemischen Zusammensetzung; irgendwelche besonderen Stoffe konnten in Tumorgeweben bisher nicht nachgewiesen werden, die nicht auch in normalen Körpergeweben vorkommen Eine Ausnahme von dieser Regel dürften nur das tumorerzeugende Agens des Rous-Sarkoms, des Kaninchenpapilloms und Fibroms und das Bittnersche Milchagens beim Mammacarcinom der Maus sein. Es soll darum nicht gesagt sein, daß auch die Proteine, die aus Tumorzellen stammen und sich nach ihrem Aminosäuregehalt oft kaum von anderen ähnlichen Proteinen unterscheiden, mit diesen identisch sein müssen. Ihr Aufbau kann verschieden sein, nur sind wir chemisch noch nicht so weit gekommen, diesen aufzuklären.