Verfestigung, Festigkeitseigenschaften und Vorgänge beim Weichglühen

Zusammenfassung

Die Schubspannungs-Abgleitungs-Kurven von Nickel-Einkristallen ähneln den an anderen kubisch-flächenzentrierten Metallen gemessenen [1] (Abb. C 1). Bei mittleren Orientierungen verformt sich der Kristall nach Überschreiten der kritischen Schubspannung τ ₀ zunächst ohne starke Verfestigung durch Einfachgleitung (Bereich I der Kurve in Abb. C 1). Nach Überschreiten der Spannung τ _II schließt sich ein Bereich II an, in dem die Wechselwirkung mehrerer Gleitsysteme eine starke, etwa lineare Verfestigung bewirkt. Oberhalb der Spannung τ _III nimmt die Verfestigung laufend ab (Bereich III der Kurve). Bei diesen Spannungen setzt ein zusätzlicher Verformungsmechanismus ein, nämlich das Quergleiten von Schraubenversetzungen. Zur Theorie der Einkristall-Verfestigungskurve siehe [2]. Aus der Temperatur- und Geschwindigkeitsabhängigkeit des τ _III-Punktes läßt sich die Stapelfehlerenergie berechnen. Sie liegt bei reinem Nickel relativ hoch¹ (410 erg/cm² [3], 300 erg/cm² [4]), wird aber durch Zusätze, z. B. von Kupfer oder Kobalt, stark erniedrigt [5]. Unter hohen hydrostatischen Drücken nimmt die Fließspannung von Nickel-Einkristallen nicht wie bei anderen Metallen zu, sondern geringfügig ab [6].