Zusammenfassung
Nirgends wird die Frage: krank oder nichtkrank ? so oft, in so unerbittlicher Form und mit so schweren Konsequenzen gestellt wie bei der Beurteilung der Geisteszustände. Es ist aber eine falsch gestellte Frage. Es gibt ja keine Grenzen des Irreseins, so wenig als einer anderen Krankheit. Geradezu widersinnig erscheint die Frage nach gesund und krank da, wo es sich nicht um etwas Hinzugekommenes, sondern um eine einfache Abweichung vom normalen handelt. Wo ist die Grenze zwischen gesunder Dummheit und krankhaftem Schwachsinn ? Wo die zwischen normaler und übernormaler Körpergröße ? Fehlt hier die Grenze, so gibt es große Gebiete, auf die überhaupt die Begriffe „krank“ und „gesund“ nicht anwendbar sind, so wenig wie man die Helligkeiten einer Photographie in schwarze und weiße einteilen kann; die meisten derselben sind eben grau.
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© 1949 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Bleuler, E. (1949). Die Grenzen des Irreseins. In: Lehrbuch der Psychiatrie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-12243-3_6
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