Zusammenfassung
Jch derließ München am 18. October, um mich auf acht Lage hach Würzburg zu begeben, wo ich Professor Textor und Professor Schönlein kennen zu lernen wünschte. Schönlein war leider nicht anwesend, Textor sah ich täglich im Iulius-hospitale und lernet ihn liebgewinnen. Was mir zunächst an ihm gesiel, war seine große Anspruchlosigkeit, er erfand wedcr Operationsmethoden noch Instrumente, um sie mit seinem Namen zu schmücken, er entlehnte lieber don Anderen, um sich selbst nicht dorzudrängen. Es liegt in der Beschäftigung mit der Chirurgie die Gefahr, daß man leicht zu diel Werth auf Kleinigkeiten legt, die man selbst ersonnen zu haben glaubt, während sie längst dorhanden waren. Für den Patienten ist nichts eine Kleinigkeit, mas zu zeiner Heilung beiträgt, man darf am Krankenbette wohl zagen: Vive la bagatelle! aber in der Wissenschaft ist es etwas ganz Anderes. Man kann auf derschiedenen Wegen dasselbe erreichen, wenn man es gut macht. Die Ausgabe des Professors ist es freilich, dafür zu sorgen, daß seine Schüler wenigstens ein Verfahren gut erlernen. Es ist besser, darin pedantisch, als gleichgültig zu sein, aber eine wissenschaftliche Kleinigkeitskrämerei ist sehr widerwärtig, wenn der Egoismus dabei eine größere Rolle spielt, als die Sorge für den Kranken.
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Stromeyer, G.F.L. (1977). Würzburg. In: Erinnerungen eines deutschen Arztes. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-11701-9_33
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