Zusammenfassung
Es schien sich ganz don selbft zu derftehen, Daß ich einmal Arzt Werden müffe. Mein Vater hatte mich die gefragt, mas ich werden wollte und mir niemals zugeredet. Wenn ich don Bennemühlen zurüdlam, fprach ich wohl daoon, ich möchte Defonom werden, aber bas war in den kinderjahren. Neigung mußte ich mohl für den ärztlichen Staud haben, fie fonnte durch den Eifer und die Erfolge des Baters leicht gewedt werden. Db Talent dorhanden fei, das Iäßt sich in Betreff des ärztlichen Standes nicht leicht fagen. Der zufünftige Paftor befteigt einen Stuhl, um feinen Spieltameraden Dorzu: predigen, der zufünftige Jurist disputirt mit ihnen über ein Putterbrod oder einen Apfel. Aftlen Cooper rettete schon als Knabe einem Menschen das leben, der sich in die große Crural: arterie geftochen hatte, indem er fein Taschentuch als Knebel benubte.Aber dieAftlen Cooper’s find felten, und es fticht fich auch nicht alle tage einer in die Cruralis. Auf die Kinder: fpiele ift nicht diel geben, wenn den ßuppen schon die Beine amputirt und Berbände oder Cisbeutel angelegt werden, dies thun alle Ktinder don Aerzten. Richt einmal der Cifer beim Studium der Medicin ift ein Bemeis don Talent, die Studien find intereffant, es so diele Aerzte, die eben so gut etmas anders hätten merden fönnen. Crft in der Klinit fieht der erfahrene Lehere, melche Schüler Talent haben und melche feines. Dann ift es zu fpät, don dem Fache abzurathen, es hilft auch nichts; ohnehin mürde der Unf ähige es dermuthlich auch in jedem andern Fache fein. So fommt es, daß die allerderschiedenften grade don Befähigung unter den Bertretern des ärztlichen Standes ansfallen. Cs ift in anderen Ständen nicht besser, der Ge: neral. welcher eien aroße Schlacht derliert. Die er hätte ge:Winnen müffen, der Menifter, melcher fein Baterland an Rand des Berderbens bringt, fie murden doch oft für talent: doll gehalten, fonft hätten fie ihre hohe Stellung nicht erreicht. Man mürbe in der Wahl des ärztlichen. Standes dielleicht dorsichtiger fein, menn die Srfahrung nicht lehrte, daß fein Lopf so schief fei, es paßt doch ein Dedel darauf. Jimin fagte, Neine dermachfene Aerzte mürden meiftens beliebte Kinderärzte, weil die Kinder fie mehr für ihres Sleichen anfähen, als döllig ausgemachfene perfonen. Daß es ein fpecifisches ärztliches Talent giebt, ift mohl nicht zu bezmeifeln, es findet fich anch bei Frauen ohne alle ärztliche Bildung oft deutlich ausge: fprochen. Welch ein Unterfched ift nicht zmischen jungen Müttern? Die eine beobachtet ihr trantes Kind genau und befolgt die ärztlichen Rathschläge mit ßünfrlichteit und Seschict, Die andere derfteht nur zu lamentiren, fie hört nicht ordentlich zu und macht Aues dertehrt und ungeschidt. Sie entschldigt fich darüber mit ihrem tiefen Sefühle, mit ihrer unendlichen Liebe für das Kind und hält ruhigere Mütter und Aerzte für hartherzig.
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Stromeyer, G.F.L. (1977). Besuch der chirurgischen Schule in Hannover. In: Erinnerungen eines deutschen Arztes. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-11701-9_15
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