Zusammenfassung
Das Thierbach’sche Institut war so eingerichtet, daß die Schüler aus demselben in Prima des Lyceums übergehen konnten, wie dies mit mir Ostern 1819 geschah. Leider traf ich es dort nicht glücklich. Der Director war ein gelehrter, freundlicher Mann, aber im Alter bequem geworden, er präparirte sich nicht und die Primaner merkten es. Es hatte sich die Observanz gebildet, daß, wenn sich eine solche Gelegenheit darbot und der Director den Rücken wendete, auf ein gegebenes Zeichen die ganze Classe unisono rief: „Präparir’ er sich!“ Es war wie der Chor in der griechischen Tragödie. Zu schwach, sich Hülfe zu schaffen, ließ der arme alte Mann sich diese Abscheulichkeit zuletzt ruhig gefallen und vermied dadurch wenigstens den zweiten Act mit dem Refrain: „Raisonnir’ er nicht!“ Diese Unordnungen verleideten mir den ganzen Aufenthalt in Prima, besonders im ersten Jahre, im zweiten ging es besser, die Haupträdelsführer waren fort und ich selbst war zum Primus in Prima avancirt; das Vertrauen zu der ganzen Schule war aber erschüttert. Der alte Director starb, 61 Jahre alt, in den Weihnachtsferien am 2. Januar 1821, ich hatte immer besorgt, er möchte einmal in der Classe vom Schlage gerührt
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Stromeyer, G.F.L. (1977). Im Lyceum. In: Erinnerungen eines deutschen Arztes. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-11701-9_10
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