Zusammenfassung
Im vorangegangenen Kapitel wurden instrumentalistische Ansätze der Physik sowie solche Ansätze des Realismus kritisiert, die von einer Korrespondenztheorie der Wahrheit ausgehen. Ich fühle mich nunmehr verpflichtet, eine tragfähige Alternative vorzuschlagen. Dazu soll in diesem Abschnitt zunächst etwas ausführlicher auf das Verhältnis zwischen den Theorien eingegangen werden, die ersetzt wurden und denjenigen, die infolge eines revolutionären Wandels an ihre Stelle getreten sind. Dazu ist es sinnvoll, das Augenmerk erneut auf die Beziehung zwischen den Theorien von Newton und Einstein zu richten — ein von Kuhn und Feyerabend favorisiertes Beispiel für sogenannte Inkommensurabilität.
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Insofern der Instrumentalismus die Annahme beinhaltet, daß das Wesen der Physik darin besteht, Behauptungen ü ber das Verhä ltnis zwischen beobachtbaren Ereignissen aufzustellen, stellt dies einen Spezialfall der hier zurü ckgewiesenen Position dar.
Die Tatsache, daß die beiden Theorien logisch inkommensurabel sind sowie die Tatsache, daß die Bedeutungen von Begriffen, wie z.B. der Massebegriff, innerhalb der beiden Theorien unterschiedliche Bedeutungen haben, wirft keine besonderen Probleme fü r die Art des von mir umrissenen Theorienvergleichs auf. Die Tatsache, daß es eine Reihe unterschiedlicher Arten von Situationen gibt, auf die beide Theorien anwendbar sein sollen (wie zum Beispiel auf das Sonnensystem oder auf die Bewegungen geladener Teilchen in der Entladungsrohre), wird durch die Art und Weise gewä hrleistet, in der Einsteins Theorie als eine Antwort auf die Probleme der NEWTONschen Theorie im Zusammenhang mit der klassischen Elektrodynamik zustande gekommen ist. Die Interpretation von Theorien sowie ihre Vergleichsmoglichkeiten durchzusetzen, ist ein praktisches und historisches Problem und nicht lediglich ein rein logisches.
Dieser Punkt bezü glich des Mangels an Ü bereinstimmung mit der Wirklichkeit kann noch deutlicher mit Hilfe anderer Beispiele veranschaulicht werden. Zum Beispiel existiert vom Standpunkt der modernen Physik aus weder etwas, das dem NEWTONschen Lichtteilchen entspricht, noch etwas, das einem Elektron entspricht, das eine individuelle Existenz, eine gut definierte Groß e und Form sowie eine Lokalisierung und Fallkurve besitzt.
Ich mochte nicht soweit gehen und den Anspruch erheben, daß eine Theorie in allen Aspekten ihrer Vorgä ngerin ü berlegen sein muß . Es kann zum Beispiel sehr gut sein, daß die Quantenmechanik nicht allen Leistungen der NEWTONschen Theorie ü berlegen ist. Dies anzuerkennen wirft fü r meine Position keine grö ß eren Probleme auf, wohingegen dies fü r jene Positionen sehr wohl der Fall ware, fü r die das Ziel der Wissenschaft Wahrheit ist.
Vgl. Abschnitt 4 im dritten Kapitel dieses Buches.
Es soll nochmals unterstrichen werden, daß Verfechter eines Realismus, der die Korrespondenztheorie der Wahrheit beinhaltet, erklü ren mß ssen, wie ersetzte Theorien, wie etwa die von NEWTON, in der Lage waren, erfolgreiche Vorhersagen zu treffen, obgleich sie doch strenggenommen nicht den Tatsachen entsprechen. Ich habe den Verdacht, daß sie dabei gezwungen sind, einen Ansatz anzuerkennen, der dem chnelt, den ich im Hinblick auf alle physikalischen Theorien vertrete.
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Chalmers, A.F. (1986). Nicht-repräsentativer Realismus. In: Bergemann, N., Prümper, J. (eds) Wege der Wissenschaft. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-10883-3_14
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